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Weine etikettieren und verpacken, der Flaschenhals wird mit Wachs ummantelt

Zwischen Abfüllen und Ausliefern

Flasche voll! Ich habe fertig? Von wegen! Jetzt heißt es den Wein etikettieren und verpacken.

Wein etikettieren und verpacken, der schwarze Hahn des Chianti Classico
Kikeriki! Auch das Symbol für den Chianti Classico muss mit aufs Flaschenglas.

Aus wie vielen Bestandteilen besteht eigentlich eine Flasche Wein? Wein und Glas. Richtig, aber nicht vollständig. Der Kork (oder ein anderer Verschluss) kommt dazu. Das Etikett. Heute sind es meistens zwei, eins vorne, eins hinten. Dann die Kapsel, die über den Flaschenhals gestülpt wird. Bei vielen Weinen kommen dann noch Banderolen oder sonstige Aufkleber dazu; beim Chianti Classico etwa sind es die Banderole der Regulierungsbehörde sowie ein runder Aufkleber mit dem Gallo nero, dem schwarzen Hahn und altbekannten Wappentier.

Wie der Wein auf die Flasche und der Korken in ihren Hals kommt, haben wir in unserem Beitrag Abgefüllt dargestellt. Und all die Kapseln, Etiketten, Aufkleber? Macht ebenfalls eine Maschine! Aber auch hier gilt trotzdem wieder: Wein etikettieren und verpacken bedeutet immer auch viel Handarbeit.

Die Etikettiermaschine etikettiert längst nicht mehr nur
Wein etikettieren und verpacken, eine Etikettiermaschine hilft dabei
Bevor die Flasche maschinell beklebt werden kann, muss sie händisch vorbereitet werden.

Wie kommt die Flasche in die Maschine (die mit Etikettiermaschine zu  bezeichnen zu kurz greifen würde)? Eine Person greift in den großen Edelstahlkorb und wischt die Flasche mit einem Tuch ab, obwohl der ganze Korb in Cellophan eingehüllt war. Trotzdem, vielleicht ist irgendwo ein bisschen Staub eingedrungen und eine nicht völlig saubere Flasche und ein entsprechend nicht optimal sitzendes Etikett wird der Kunde gewiss nicht mögen.

Wein etikettieren und verpacken, eine Etikettiermaschine übernimmt einen Teil davon
Bei der Flasche links geht’s grad richtig rund: Bei einer Drehung um die eigene Achse finden vier Aufkleber ihren perfekten Sitz.

Nun beginnt das Behältnis seine Reise durch die Maschine, durch die es auf einem schmalen Metallband geführt wird. Der Apparat zischt, viele Teile werden durch Druckluft angetrieben, für die ein großer Kompressor sorgt, der in einem klobigen Metallgehäuse daneben steht und von Zeit zu Zeit anspringt und unter lautem Brummen nachlädt. Die Kapseln, die zu Rollen aufgereiht liegen, werden einzeln angesaugt und dann auf den Flaschenhals geschossen, die nächste Station in der Maschine drückt sie passgenau auf das Glas. Der Weinbehälter wandert weiter, bis zu der Stelle, an der am meisten passiert: Hier wird die Flasche um die eigene Achse gedreht und dabei von verschiedenen Endlospapieren Front- und Rückenetikett sowie Banderole und kleiner Aufkleber mit dem Chianti-Hahn aufgebracht. Die Flasche wird freigegeben und wandert bis auf den Tisch am Ende der Linie. Nur kurz erwähnt seien eine ganze Reihe von Sensoren für die verschiedensten Zwecke, etwa einer, der dafür sorgt, dass die feine Naht der Kapsel nicht auf der Frontseite der Flasche landet. Ganz schön modern alles.

Was für den Menschen zu tun bleibt
Wein etikettieren und verpacken, das Verpacken geschieht in diesem Fall nicht automatisch
Wo die Automatik aufhört, muss der Mensch beherzt zugreifen: Flaschen entgegennehmen und verpacken.

Also doch alles vollautomatisch? Das Endlospapier ist natürlich nicht endlos. Die Rollen mit den entsprechenden Aufklebern sind immer mal wieder leer, dann muss der Nachschub eingelegt und geschickt durch die verschiedenen Spindeln gefädelt werden. Die DOCG-Banderole der Regulierungsbehörde gibt es nicht in selbstklebend, also müssen die kleinen Papierchen gestapelt und mit Fingerspitzen an die richtige Stelle gestellt und arretiert werden, bevor sie – dann wieder automatisch – einzeln auf einen beidseitig haftenden Aufkleber gebracht und am Flaschenhals fixiert werden.

Wein etikettieren und verpacken, hier das Stapeln der Kartons auf der Palette
Was für Hochstapler: Auch Palettieren will gelernt sein.

Und was passiert mit den Flaschen, die am Ausgabetisch am Ende der Etikettierungslinie stehen? Da heißt es auch wieder Handarbeit: Möglichst viele Hände kann man hier gebrauchen, aber so viele haben gar nicht Platz an der Ausgabestelle. Karton greifen, aufklappen, mit Einlegepappe bestücken und die Teile herausklappen, in denen die jeweilige Flasche ihren Halt findet. Nach dreien davon kommt wieder eine Zwischenlage Pappe dran, die ebenfalls in Form gebracht werden möchte. Die Etiketten bitte schön nach oben, schließlich möchte der Kunde auf einen Blick sehen, was ihn erwartet, wenn er den Karton öffnet. Nur die oberste mittlere Flasche soll ein Stück nacktes Glas, das sich zwischen vorderem und Rückenetikett befindet, nach oben strecken: Wenn irgendwann ein Teppichmesser den Karton öffnet, soll der schmucke Aufklebern natürlich nicht beschädigt werden. Dann heißt es, Karton zuklappen, mit Klebeband verschließen und das schwere Behältnis auf der Palette platzieren – ein bisschen Puzzeln ist hier angesagt, damit die Kanten immer bündig abschließen. Wenn hoch genug gestapelt wurde, wird das Ganze mit Folie stabilisiert und beschriftet, für wen die Ware ist.

Modernes Verfahren oder „Moderne Zeiten“?
Weine etikettieren und verpacken, Veredelung des Flaschenhalses mit Wachs
Löffelweise: Die Veredelung der Sondereditionen beginnt ganz oben.

Unsere Erfahrung am Ende der Linie: Die Maschine gibt den Takt vor. Wir arbeiten zügig, aber merken, dass wir nicht in unserem Rhythmus sind. Man könnte einen Gang runterschalten, ja. Aber die anderen sollen das nicht zusätzlich leisten müssen, was wir weniger machen, denken wir. Es kommt auch mal vor, dass die Maschine angehalten wird, weil sich zu viele Flaschen angesammelt haben. Aber irgendwas in uns sagt, dass das besser nicht vorkommen soll, schließlich ist ein einwandfreies Funktionieren aller Teile im Takt doch etwas Tolles!

Wir haben es gepackt. Allerdings waren es nur eineinhalb Stunden, die wir uns an der Maschine versucht haben! Und trotzdem sind wir total erschöpft. Müde. Es war eine ungewohnte Tätigkeit, natürlich. Und trotzdem müssen wir immer wieder an Charly Chaplin in „Moderne Zeiten“ denken, wo die Komik darin besteht, dass der Mensch Teil der Maschinenwelt wird.

 

Aufwendigste Handarbeit bei Sondereditionen
Weine etikettieren und verpacken, der Flaschenhals wird mit Wachs ummantelt
Der goldne Topf: Schließlich heißt der Wein „Experimentum Oro“.

Manche Flaschen bekommen allerdings eine besondere Applikation: Statt einer Kapsel wird der Flaschenhals mit einer Wachsummantelung versehen – eine Veredelung für die Raritäten. Was hinterher so adrett und gleichmäßig aussieht, als käme es aus der Maschine, wird allerdings vollständig in Handarbeit gemacht. Auf einer Elektrokochplatte muss das Wachs in der jeweiligen Farbe geschmolzen werden – gutes Lüften ist dabei Pflicht. Mit einem Löffel bekommt jede Flasche oben auf den Korken einen Klecks Wachs verpasst. Natürlich läuft auch unbeabsichtigt mal etwas am Glas herunter, das muss vorsichtig mit dem Messer wieder entfernt werden. Wenn das Wachs etwas ausgehärtet ist, muss jede Flasche einzeln kopfüber in den Topf getaucht werden. Natürlich muss man etwas Zeit mitbringen, um das überschüssige Wachs abtropfen zu lassen, dann wird die Ummantelung im Wasserbad fixiert.

Wein etikettieren und verpacken, mit Wachs und Siegel den Flaschenhals veredeln
Hiermit kann man dem Wein seine eigene Prägung verleihen: Logo des toskanischen Weinguts Villa Trasqua.

Ist der Mantel etwas, aber noch nicht richtig hart geworden, wird mit einem Stempel noch das Logo des Weinguts auf die Oberseite geprägt. Fertig sind die echten Einzelstücke!

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