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nahe wein oberhauser bruecke

Korrell und Gabel – Eindrücke vom neuen Jahrgang 2015

Martin Korrell, Inhaber und Kellermeister von Korrell an der Nahe
Hinter dem Projekt stehe ich, will uns Martin Korrell, Inhaber und Kellermeister, hier wohl sagen.

Was bringt der neue Jahrgang? Anmerkungen zu Weinen von der Nahe und aus der Pfalz

Der Riesling aus der Einzellage „Paradies“ ist auch im Jahrgang 2015 nach wie vor Aushängeschild des Weinguts. Martin Korrell brennt es jedoch sichtlich auf den Nägeln, sein neuestes Projekt vorzustellen: Den Riesling „Von den großen Lagen“. Den schenkt er als erstes ein und stellt die Flasche daneben, auf der passenderweise (und Korrell-typisch) alles in Großbuchstaben steht. Was ist neu? Was bislang getrennt aus fünf Einzellagen ausgebaut wurde, steckt jetzt in einer Flasche. Vegetabile Noten zeigen sich bei diesem frisch abgefüllten Wein, etwas Moos, eine Spur Petrol im Hintergrund könnte mit der Zeit weiter nach vorne wandern. Gesamteindruck: ein super Wein!

Korrell, Nahe, "Von den großen Lagen", Jahrgang 2015
Reduktion – auch in gestalterischen Fragen – ist meist besser, als sich zu verzetteln.

Wer jetzt murrt: Aha, Einzellagen rückabwickeln, also einen Ortswein machen, Arbeitserleichterung als Fortschritt ausgeben, bei den Etiketten sparen –. Kann alles sein. Aber sei’s drum, wenn das Ergebnis stimmt! Und Mut zur Reduktion hat ja durchaus einiges für sich. Die Anlage dazu fiel beim Weingut an der Nahe schon vorher auf, angefangen bei den Etiketten. Außerdem: Wer auf Einzellagen abfährt, für den bleibt auch im Jahrgang 2015 noch immer das „Paradies“: florale Noten in der Nase, grüner Apfel am Gaumen, vom Muschelkalk geprägte Eleganz  – dieser Riesling macht auch, obwohl kaum auf der Flasche, nicht nur Spaß, sondern viel Freude! Ein bisschen Experimentieren wird außerdem erlaubt sein, das ist schließlich auch Teil der größeren Freiheiten, wenn man nicht Mitglied im angesehenen Verband Deutscher Prädikats- und Qualitätsweingüter (VDP) ist. „Dann müsste mehr Riesling, mehr statistische Daten“, sagt Martin Korrell, Inhaber, Kellermeister,„alles in einem“, wie er es formuliert. Natürlich weiß er aber auch, dass man nur auf Vorschlag des Verbandes selbst Mitglied im VDP werden kann. „Wenn’s irgendwann passt, dann passt’s“, kommentiert er das Thema lakonisch.
Hier in Bosenheim stehen neben dem Riesling zum Beispiel auch sehr schöne alte Burgunderreben, aus denen die Cuvée „Steinmauer“ gekeltert wird. Dieser Blend aus Weiß- und Grauburgunder sowie Chardonnay bringt eine pralle Frucht ins Glas und macht sich durch eine Note von nassem Stein interessant – und ist jetzt auch verfügbar.

Geradlinig: Oliver Gabel
Geradlinig bis in die Hemdfalte: Oliver Gabel.

Ein Stück weiter nach Süden, nach Herxheim in der Pfalz. Sehr anders, aber auch ein Weingut, das man verfolgen muss: Gabel. Oliver Gabel hat 2014 die Verantwortung im Keller übernommen und gibt nun Stil und Richtung der Weine vor. An Selbstvertrauen fehlt es ihm nicht, etwa wenn er sagt, dass sich in den schwierigen Jahren die Spreu vom Weizen trenne – dass er sich zum Weizen zählt, versteht sich von selbst. Aber dieser Mann hat echte Überzeugungen und diese trägt er nicht vor sich her, um zu gefallen. Er hat sie einfach und es hat etwas verblüffend Entwaffnendes, wenn er etwa sagt: „Terroir ist nicht nur Marketing. Ich glaube da wirklich dran.“
Manchmal beschleicht uns sogar der Verdacht, hier wolle jemand partout nicht gefallen! Der 2015er Weißburgunder als Gutswein ist schon ganz schön fordernd, bei 0 Gramm Restsüße und 6 Gramm Säure. „Geradlinig“ ist ein Lieblingswort des jungen Pfälzers, der zu Studienzeiten durchaus über den Tellerrand geschaut hat, in Baden, Burgund, Bordeaux, Süd-Afrika. Trotzdem mögen wir den nicht ganz so brettgeraden Weißburgunder „Tradition“ lieber, der mit mehr Körper aufwartet.

Oliver Gabel schenkt vom Wein-Jahrgang 2015 ein.
Der Jungwinzer schenkt seine jüngsten Gewächse ein.

Rotweine sind ein großes Thema bei Gabel. Hier wird nochmal besonderer Aufwand betrieben. „Muss einfach sein“, sagt Oliver schulterzuckend. „Bei Weißwein sind zwei bis drei Prozent Botrytis okay, das kann sogar gut sein, auch wenn man es nicht bewusst auf Edelfäule anlegt; bei Rotwein, der ja nun mal mit der Schale vergoren wird, muss das Material einfach perfekt sein.“ Also: nur per Hand und zwei bis drei Mal lesen, um immer den optimalen Reifegrad jeder Traube zu erwischen; und natürlich vorher schon Laubarbeit, Reduktion der Trauben. Auch einen Lagrein hat Gabel in der recht ausführlichen Weinkarte: eine „Hommage an unsere Vorfahren“, die aus Südtirol einwanderten. Der Wein – in diesem Fall freilich der 2014er –, der den Zusatz „Aus Versuchsanbau“ tragen muss, weil die Rebsorte in Deutschland offiziell nicht zugelassen ist, präsentiert sich im Glas tiefdunkel; ein Hauch Eukalyptus steigt empor, die Tannine haben Biss. Natürlich sei der im Holzfass ausgebaut, nickt Oliver. Und schiebt gleich hinterher: „Es geht nicht nur um Holzaromen, sondern auch um Mikrooxidation, um Abrundung.“ Wir hatten es uns schon gedacht – kein Mainstreaming, keine Vordergründigkeiten!

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