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Sortenreine Weine von Barón de Ley Varietales

Reinsortiges von Barón de Ley

Was kann die reinsortige Rotwein-Reihe der Rioja-Kellerei?

Barón de Ley ist einer der großen Player der DOCa Rioja, in Sachen Rebfläche gar die Nummer eins. Und natürlich spielen hier die klassischen Weine des spanischen Vorzeigeanbaugebiets die zentrale Rolle: Cuvées, in denen Tempranillo die erste und die Garnacha die zweite Geige spielt, Barriqueausbau plus Reifung auf der Flasche. Allein von den im Zentrum der Produktion stehenden Reservas verkauft man etwa 2,5 Millionen Flaschen pro Jahr in einem mittleren Preissegment, ist damit ziemlich erfolgreich und an der Madrider Börse notiert.

reinsortige / sortenreine Rotweine von Barón de Ley: Maturana, Graciano, Garnacha
Hier stehen sie mal in der 1. Reihe: reinsortige Rotweine von Barón de Ley.

Doch – neben dem üblichen Weiß- und Rosé-Beiwerk zur Vervollständigung des Weinzettels – gibt es seit etwa fünf Jahren und – insbesondere auf dem deutschen Markt – eher unbeachtet, eine kleine Reihe von sortenreinen Rotweinen: Tempranillo, Garnacha, Graciano, Maturana. Als erstes kennengelernt haben wir die Maturana auf einer Weinmesse vor zwei Jahren, als der Vertreter des Guts, nachdem man ins Gespräch gekommen und einige Weine probiert hatte, diese unter dem Tisch hervorholte. Man habe da noch was anderes, sagte der sympathische Spanier, es gehe um vergessene Rebsorten der Rioja, die man wieder ins Gedächtnis rufen wolle. Aha, interessant, und ja, Maturana, wie schmeckt das? Gut, fanden wir, ein ansprechendes Rubinrot im Glas und eine pralle Kirschnote am Gaumen, die mit leicht balsamischen Noten verfeinert war. Noch etwas jung erschien der 2011er und daher beschlossen wir, uns etwas davon zur Reifung in den Keller zu legen. Da der Wein in Deutschland damals schwer zu bekommen war, bezogen wir den Exoten über einen spanischen Händler. Zwei Jahre sind vergangen und wir meinen: Ja, die Reifung hat der Maturana gut getan, der Wein hat einen schönen Körper, der jetzt besser in Erscheinung tritt und die anfangs noch etwas unreife Note hat sich abgeschliffen. Außerdem ein schönes Projekt des Chef-Önologen der Kellerei in Mendavia, Gonzalo Rodríguez, eine (fast) vergessene Rebsorte, die aber in der Gegend beheimatet ist, wieder ins Bewusstsein zu rufen. Von den gerade einmal 90 Hektar weltweit bewirtschafte man 30, wie es aus dem Management der Kellerei heißt. Mittlerweile denkt man bei Barón de Ley auch laut darüber nach, sie zum Verschneiden der Reserva einzusetzen.

Die Unterschrift von Chef-Önologe Gonzalo Rodríguez auf jedem Etikett der Reihe "Varietales"
Der Chef-Önologe wollte es so: Gonzalo Rodríguez.

Aber was ist mit den anderen „Varietales“ (Rebsorten), wie die kleine Reihe genannt wird? Diese sind auf jeden Fall keine vergessenen. Tempranillo ist dabei. 60 Prozent der Rebfläche in der Rioja sind damit bestockt, entsprechend hoch sind die Anteile in den klassischen Cuvées. Interessanterweise hatte die Firmengruppe im vergangenen Monat bei ihrem üppigen Stand auf der vielleicht wichtigsten Weinmesse überhaupt die reinsortige Tempranillo nicht im Angebot. Und zwar genau mit dem Argument, dass der Tempranillo ohnehin in den Flaggschiffweinen die erste Geige spiele. Die Rebsorte kennt eh jeder, wir machen sie trotzdem auch einzeln, aber eigentlich könnten wir uns das auch sparen? Die Logik haben wir nicht ganz verstanden. Und auch sonst schade. Wie reinsortiger Tempranillo etwa aus dem Ribera del Duero schmecken kann, wissen wir. Aber diese „Varietal“ aus der Rioja zu verkosten, hätte durchaus lehrreich sein können! Und schließlich hat das ganze Projekt neben einer Liebelei – kaum anders kann man bei diesem Giganten am Markt eine Produktion von jeweils 20000 Flaschen wohl nennen – ja auch etwas Pädagogisches: Seht her, das sind die Bausteine unserer erfolgreichen Cuvées; seht her, das sind tolle Weine, die aber durch den Sachverstand unserer qualifizierten Kellermeister durch gekonntes Verschneiden noch besser werden. Warum man dann gerade die wichtigste Zutat lieber zu Hause lässt, bleibt unklar.
Was gibt es noch Reinsortiges bei Barón de Ley? Garnacha, gut, das findet man ja häufig als Solist, auch oder gerade in Spanien. Wer hier allerdings einen vollen Wein erwartet, wie die Garnacha auf der iberischen Halbinsel oft ausgebaut wird, ist überrascht über eine recht frische und leichte Frucht. Natürlich kann man auch nie sagen, dass solche eine Interpretation repräsentativ für die Gegend sein muss. Aber überhaupt einmal aus der Rioja einen reinsortigen Garnacha zu probieren – immerhin die zweitwichtigste Traube in der DOCa –, ist durchaus spannend.
Graciano, eine etwas schwierigere, positiver ausgedrückt: elegantere Rebsorte. Sie bedeckt nicht einmal ein Prozent der regionalen Rebfläche. Durchaus interessant, festzustellen, inwiefern diese Traube tatsächlich ziemlich weit weg ist von dem gewohnten Rioja-Geschmack.
Auch die Absatzmärkte der einzelnen Sorten regen die Reflexion an: Während die Maturana überwiegend im Heimatland verkauft wird, geht der Graciano vor allem nach Skandinavien und der Garnacha in die Vereinigten Staaten. Ein Sinnbild für den Geschmack in den einzelnen Ländern?

Der Tempranillo in der "Varietales"-Reihe ist auf der Weinmesse nicht verfügbar
Seid ihr auch alle da?

Man fragt sich allerdings auch, warum der Mazuelo, wie man den Cariñena in dieser Gegend nennt, nicht Einzug in das Programm gefunden hat. Er wird etwa fünf Mal häufiger als der Graciano angebaut in der Rioja und hat ja durchaus eine besondere Note, die einmal im Solo herausgestellt zu werden durchaus etwas Lehrreiches haben könnte – etwa in seiner regionalen Spezifik im Vergleich zum Priorat oder Montsant, wo der Cariñena eine zentrale Rolle spielt.
Fazit: Lernen kann man anhand der „Varietales“-Reihe schon einiges über die Charakteristika der einzelnen Rebsorten der Rioja, die man dort sonst für gewöhnlich in Cuvées bekommt. Aber etwas mehr Konsequenz müsste dann schon gezeigt werden – in der Bandbreite, in der Verfügbarkeit, in der Kommunikation der Idee. Es wirkt ein bisschen so, als wüssten Vertrieb und Marketing nicht so genau, was das Ganze eigentlich soll.

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