Dünn, Vesperwein, hellrot: Oder wie auch immer die landläufigen Assoziationen lauten. Oder wem fällt bei Trollinger Cool ein?
Jeder kennt ein paar Weine, die irgendwie cool sind. Durch einen besonderen Geschmack, ein ungewöhnliches Etikett oder eine spezielle Machart. Hand aufs Herz: Ist einer davon ein Trollinger? Das ist diese Rebsorte, mit der außerhalb von Württemberg eigentlich keiner etwas zu tun haben will. Die Rotweine ergibt, die mehr Säure als Farbe haben. Und die keiner so richtig ernst nimmt. Kann ausgerechnet Trollinger cool sein?
Die Auswahl an Weinen zeigt schon mal eines: Es gibt Winzer in Württemberg, die nicht einfach nur einen Trollinger keltern wollten, wie er schon immer gemacht wurde. Das sind die Kandidaten, an denen sich die Frage entscheiden soll, ob der Trollinger cool kann.
Anders
Den Anfang, wie könnte es anders sein, macht der Trollinger Anders vom Weingut Schnaitmann. Das ist ein sogenannter Nat-Cool-Wein, ein Format, das Dirk van der Niepoort gegründet und Winzer dazu aufgerufen hat, mitzumachen: Leichte Alltagsweine aus regionaltypischen Rebsorten in Literflaschen. In hellem Erdbeerrot steht eine Fassprobe des 2022er Anders‘ im Glas. Duftig, rote Früchte, leicht reduktiver Eindruck. Am Gaumen ist der Antritt leicht und schlank, rote Früchte und Beeren überwiegen aromatisch. Untermalt wird das Ganze von einem zarten Tannin und überschaubarer Säure. Der Wein ist unfiltriert und ungeschwefelt. Angenehmer Wein, aber so anders ist der Anders nicht.
Sine
Anscheinend ist das Weglassen einer der gängigeren Versuche, den Trollinger cool zu machen. Der Sine vom Weingut Aldinger trägt diesen Ansatz bereits im Namen und dekliniert ihn in allen Einzelteilen durch, das Fehlen eines Aufdrucks auf dem gänzlich weißen Etikett inklusive. Der Inhalt zeigt sich runbinrot mit immerhin mittlerer Farbtiefe. Feine Nase nach roten Beeren und Himbeerblatt sowie aufgebrochener blauer Pflaume. Nimmt man einen Schluck, entzückt die Leichtigkeit dieses Weins, der mit feiner Erdbeernote und etwas Sauerkirsche daherkommt und einer im Abgang erfrischenden Säure. Geringe Intensität, feingliedriges Tannin. Überschaubare 9,5 Prozent Alkohol. Erfrischend, leicht, mit gutem Trinkfluss. Schöner Wein.
Ohne Namen
Das Weingut Beurer macht natürlich auch einen Trollinger: Welcher württembergische Winzer diese Rebsorte nicht irgendwo im Weinberg stehen hat, wäre auch mal einen Blog-Beitrag wert. Das Etikett wirkt klar und aufgeräumt, deklariert ist der Inhalt als Schwäbischer Landwein. Das macht neugierig, auch wenn man weiß, dass das Weingut alle Weine (außer den Großen Gewächsen) als Landweine deklariert. Der 2022er Trollinger steht in hellem Rubinrot im Glas und riecht nach roter Kirsche, Kirschbaumrinde, Wiesenkräutern. Geschwenkt kommen rote Pflaume und wilde Beeren hinzu. Am Gaumen frische Rotfrucht, reife rote Johannisbeeren, eine Idee Himbeer. Saftig, mittlere Säure, leichtes, aber griffiges Tannin. Schlanker Körper, easy drinking.
TNT
Der Name T Non Traditionel, die Losnummer legt die Abkürzung TNT nahe, erhebt offensichtlich den Anspruch, als Trollinger cool rüberzukommen. Warum das T nicht ausbuchstabiert wird, es französisch weitergeht und bei Traditionel ein n fehlt: Man weiß es nicht. Aber gemeint ist vom Weingut G. A. Heinrich ein Trollinger der experimentelleren Art, der daher ebenfalls als Schwäbischer Landwein klassifiziert wird. Der 2021er leuchtet nicht ganz so hell rubinrot im Glas und verströmt einen Duft nach roten Früchten sowie leicht vegetabilen Noten. Geschwenkt treten kirschige und rotbeerige Aromen stärker hervor. Nimmt man einen Schluck, ist da Sauerkirsche sowie junge Himbeeren. Steile Säure, griffiges Tannin. Schöner Zug.
Fazit
Und kann der Trollinger cool? Er ist und bleibt ein spezieller Wein. Umso erfreulicher, dass einige Winzer etwas ausprobieren und Neugierde wecken, über diese Rebsorte neu nachzudenken. Leichtigkeit und Frische werden wieder gesucht? Diese Rebsorte treibt beides auf die Spitze. Dabei sollte man auch manche traditionell daherkommende Trollinger nicht von vornherein ausschließen, etwa diesen vom Weingut Karl Haidle. Gerade im Sommer sind das interessante Alternativen zum Rosé, wenn man etwas mehr Struktur sucht – cool hin oder her!