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Selten

Er stand einmal wie selbstverständlich in vielen Weingärten Deutschlands, beispielsweise im Rheingau: der Gelbe Orléans. Die Rebsorte reift spät und braucht daher lange warme Sommer. Oft heißt es, dass sie deswegen irgendwann herausgerissen wurde, als Hitzesommer noch kein häufiges Problem, sondern die Ausnahme waren. Vielleicht schmeckten den Menschen auch andere Sorten besser. Und wer würde darüber klagen, dass etwa im Rheingau nun überwiegend Riesling steht? (dort steht übrigens auch ein wenig japanischer Koshu)

Um zu wissen, was man da verpasst, muss man probieren. Ein paar Winzer gibt es wieder, die die seltene Sorte anbauen. Darunter der Hahnhof aus Rheinhessen. Das Familien-Weingut macht einen Sekt und einen Stillwein aus der weißen Traube. Der 2019er Sekt Extra Brut duftet leicht vegetabil. Am Gaumen fruchtige Aromen von Traube, Grapefruit und Limettenzeste. Sanft aufschäumend, feine, aber lebendige Säure, angenehm zu trinken.

Seltene alte Rebsorte Gelber Orléans Rheinhessen Deutschland Sekt
Seine kräftige Säure prädestiniert ihn für Sekt: Gelber Orléans.

Der 2021er Stillwein aus Gelbem Orléans riecht auch wieder vegetabil und schmeckt saftig nach gelbem Fruchtfleisch sowie traubig. Im Abgang kommt eine Säure voller Vitalität durch. Nicht schlecht, aber bis jetzt verspüre ich noch keine Wehmut darüber, dass die Sorte oftmals gegen Riesling eingetauscht wurde.

Süß

Das Süße zum Schluss: Tokaji Aszú ist ein weltberühmter Süßwein mit einem besonderen Herstellungsverfahren. Dafür werden körbeweise von Edelfäule befallene und eingeschrumpelte Beeren in einen trockenen Wein gekippt, der dann noch einmal gärt und gleichzeitig durch die zuckerreichen Früchte an Süße gewinnt.

Richtig süß wird es allerdings bei einer absoluten Rarität, der Eszencia. Hierfür werden die ohnehin stark eingeschrumpelten Beeren nicht in fertigen Grundwein gegeben, sondern sie werden gepresst. Gerade einmal zwei bis drei Liter bekommt man so aus 100 Kilogramm Beeren heraus! Die 2013er Eszencia von Grand Tokaj, einer Weinuniversität mit angeschlossenem Weinbaubetrieb, liegt golden im Glas. Ein bezauberndes Bukett von nassem Kiesel, getrockneten Früchten, etwa Rosine, sowie ätherischen Noten, die an Eukalyptus erinnern, erreicht die Nase.

Rekordverdächtige Weine Tokaj Eszencia Ungarn
Immerhin noch flüssig, trotz 519 Gramm Zucker: Eszencia.

Der erste Eindruck, nimmt man einen Schluck, ist mild und extrem ölig. Der wortwörtlich rare Tropfen schmeckt nach Blütenhonig, getrockneten Feigen und Datteln sowie Rosine. Wärmend-belebend, Säure durchaus vorhanden, aber sie hat eine Menge zu tun, um gegen 519 Gramm Restzucker, auf den Liter gerechnet, anzukommen! Den Geschmack, nicht nur die Süße, hat man noch lange auf der Zunge!

Kennen Sie weitere rekordverdächtige Weine?

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