Fünf Länder – fünf Weine: Darüber bin ich zuletzt gestolpert, erfreulicherweise!
Wein-Entdeckungen: Das sind Weine, die man nicht gesucht, aber erfreulicherweise gefunden hat. Fünf von meinen aus diesem Jahr stelle ich hier vor!
2024 Fröhlich, Müller-Thurgau, Weingut Schäfer-Fröhlich, Nahe

einer der Top-Rieslinge des Weinguts
Als der Winzer aus dieser Flasche einschenkt, fällt erstmal nichts auf. Schließlich sieht das Etikett im Grunde so aus wie die anderen auch. Bei genauerem Hinsehen steht da Fröhlich drauf, auch dabei denkt man sich nichts bei einem Weingut namens Schäfer-Fröhlich. Aber Fröhlich ist der Name dieses Weins. Man könnte jetzt sagen: Das ist ein Wein für fröhliche Stunden. Aber egal, welche Verkaufsidee dahinterstand: Es ist einfach so, dass der Winzer nicht Müller-Thurgau draufschreiben wollte. Denn das wirkt heute bei vielen Menschen wie ein Argument, die Flasche nicht zu kaufen. Zu Unrecht, muss man in manchen Fällen sagen, und dieser Müller ist einer davon. Er stammt von rund 80 Jahre alten Reben, die teilweise sogar wurzelecht sind. Der 2024er leuchtet hellgelb mit grünlichen Reflexen. Rauchige Noten. Am Gaumen Zitrik, viel Ausdruck, geradlinig. Egal wie der Wein heißt, er ist klasse.
2018 Colinas do Avesso, Quinta da Lixa, Vinho Verde DOC, Portugal

Die zweite der Wein-Entdeckungen kommt aus dem Norden Portugals. Sicherlich eine unterschätzte Region, weil oft damit Vinho-Verde-Massenware verbunden wird. Aber das Gebiet südlich des Flusses Minho kann so viel mehr: tolle Weißweine und, was oft unter dem Radar läuft, auch einige unorthodoxe Rotweine. Dieser Avesso ist ein besonders schönes Beispiel für die Qualität der Weißweine. Hellgolden und mit goldenen Reflexen fließt er ins Glas und duftet nach Kamille, Kurkuma, Röstaromen und vollreifer Aprikose. Geschwenkt auch pikant sowie Noten von reifer Butter. Nimmt man einen Schluck, kommt Pomelo hinzu sowie florale Noten. Ausgeprägte Säure, mittlerer Gerbstoff, zarter Schmelz. Dicht, mineralisch, gute Länge. Kraft, ohne fett zu sein. Richtig cooler Wein.
2024 Fortuna Rosé, Lazar Winery, Nordmazedonien

Von Wein-Entdeckungen kann man auch sprechen, wenn einem ein vermeintlich bekannter Wein wieder über den Weg läuft und man ihn deutlich besser findet als beim letzten Mal. Wein ist eben ein Produkt, dass unterschiedlich ausfällt, die Gründe können vielfältig sein. Ob es das Schicksal war, das hier seine Finger im Spiel hatte, weil der Wein Fortuna heißt? Vielleicht war es auch einfach das Wetter.
Wie auch immer, der Fortuna zeigt sich im Glas lachsrosa und duftet nach Himbeerblatt, roter Kirsche, wilden roten und Erd-Beeren, Wiesenkräutern. Geschwenkt tritt saftige Nektarine hinzu. Am Gaumen außerdem rote Pflaume, saftig, sehr vitale Säure. Etwas vollerer Körper und feiner Schmelz, die Säure hält den Wein aus Cabernet Sauvignon lebendig.
Ein richtig gelungener Rosé vom Weingut Lazar, das auch weitere interessante Weine keltert.
2023 Sfera Noir, Bikicki, Serbien

Bikicki ist einer der Naturweinwinzer Serbiens. In letzter Zeit gab es bedeutende Veränderungen, etwa dass man nicht mehr fremdkeltern lässt, sondern einen eigenen Keller bewirtschaftet. Auch das Portfolio und die Aufmachung haben sich verändert. Ungewöhnlich beim Sfera Noir ist auch, dass ein und derselbe Wein in Flaschen mit farblich unterschiedlichen Etiketten kommt.
Naturwein fällt meist bei weißen Rebsorten stärker auf. Was aber kann dieser Pinot Noir? Ein paar Prozent Crna Tamjanika sind übrigens auch enthalten. In leicht trübem, mittlerem Rubinrot liegt er im Glas und riecht nach Steinmauer, sehr würzig nach wilden Kräutern, geschwenkt auch nach Sauerkirsche. Nimmt man einen Schluck, macht sich auch junge Pflaume bemerkbar. Das ist saftig, mit vibrierender Säure, feinkörnigem Tannin, wärmend. Vital, etwas wild, aber auch geschmeidig. Das passt einfach.
2016 Badarina Riserva, Bersano, Barolo DOCG, Italien

Barolo kann sehr unterschiedlich ausfallen. Mal heller, mal dunkler, mal weniger, mal deutlichere Extraktion. Kräftiges Tannin immer inbegriffen. Und die Alkoholwerte zeigen, leider, tendenziell nach oben.
In dieser Hinsicht ist auch dieser Wein mit 14,5 Prozent Alkohol kein Leichtgewicht. Und doch ist bei dem Badarina vieles besonders. Ziegelrot und mit schwärzlichem Kern liegt er im Glas und duftet nach Röstaromen, geschwenkt auch nach Rauchfleisch, gerösteten Cashews und Malve. Am Gaumen elegant, relativ geschmeidige Oberfläche, darunter viel Charakter: feingliedriges, stabiles Tannin, das auch immer noch etwas kreidig ausfällt. Kraft, aber keine Wucht. Gedämpftes Aroma, dafür beeindruckende Struktur. Dreidimensionaler Wein!
Und was sind Ihre Entdeckungen in diesem Jahr?