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Ahrwein des Jahres 2016, alles ist vorbereitet.

Ahrwein des Jahres 2016

Wein rein, Punkte raus. Als Juror beim Weinwettbewerb des Ahrtals.

Ahrwein des Jahres 2016, alles ist vorbereitet.
Es ist angerichtet.

Dieses Jahr sind wir unter den Juroren bei dem Wettbewerb Ahrwein des Jahres. Wenige Tage vorher erreicht uns eine email vom ausrichtenden International Wine Institute (iwi) in Ahrweiler, dass bislang 80 Weine – wie man im Weinsprech sagt – angestellt wurden. Danach haben die Winzer anscheinend nochmal Gas gegeben. Wir wissen nicht genau, ob wir uns freuen sollen oder nicht, als iwi-Chef Alexander Kohnen der Jury am Tag des Wettbewerbs mitteilt, dass es rund 140 Weine geworden sind.
Schluck. Beziehungsweise natürlich nicht schluck, freilich wird brav alles wieder ausgespuckt, nachdem Auge, Nase und Gaumen die jeweilige Probe geprüft haben. Aber ein bisschen was bleibt immer hängen und bei jedem Glas das Prüfprocedere wieder aufs Neue zu starten erfordert natürlich hohe Konzentration, die über Stunden aufrechterhalten werden muss.

 

Ahrwein im Wettbewerb, leere Gläser nach einem flight.
In Ahrweiler: leere Gläser vor vollem Weinberg.

Um der Menge der Weine Herr zu werden, wird die Jury in zwei Gruppen geteilt, die in einer Runde bis zu 15 Weine verkosten, danach werden die ersten drei Plätze aus beiden Lagern nochmal allen eingeschenkt, um aus diesen sechs Weinen schließlich Gold, Silber und Bronze zu ermitteln. In einem Fall wurde zusätzlich ein Stechen nötig, weil zwei Proben gleichauf lagen. Durch diese partielle Arbeitsteilung blieben uns „nur“ noch 109 Proben.

Es ist ein Kuriosum: Das Ahrtal kratzt an der nördlichen Grenze des weltweiten Weinbaugürtels, der sich zwischen dem 30. und dem 50. Breitengrad erstreckt. Aber anders als in den meisten südlicheren Weingegenden Deutschlands wird gerade hier überwiegend Rotwein angebaut! Frank Adeneuer, einer der renommiertesten Winzer von der Ahr und Jury-Mitglied, zuckt bei dem Thema die Schultern: So hat es sich hier nun mal entwickelt. An der Mosel gibt es ebenfalls Schieferböden, Steillagen, und so viel südlicher ist sie auch nicht; dort allerdings steht der Weiße klar im Vordergrund.

Ahrwein, hier Riesling, vor der Verkostung.
Eins, zwei drei, ganz viele!

Filigranere Weine liegen im Trend, das sogenannte cool climate hilft dabei – viel spricht also für die Tropfen aus dem Ahrtal, die in der Mehrzahl der Fälle Spätburgunder sind. Konsequenterweise hebt der Wettbewerb auch vor allem auf diese ab und widmet ihnen drei Kategorien: Klassik, Premium, Kult. Kult heißt hier, dass es – wie bei Premium – um aufwendiger gemachte Weine mit geringeren Erträgen geht, die zusätzlich aus den angesehensten Lagen stammen. Und natürlich auch am teuersten sind. Wie auch bei Weinproben üblich, geht es aber mit den Weißen los: Auch die besten Rieslinge und Blanc de Noirs sollen verkostet und prämiert werden!

Einige der Jury-Mitglieder beim Ahrwein des Jahres.
Auch Carsten Henn vom Gault Millau hat den Dreh raus.

Während wir uns fleißig von links nach rechts durcharbeiten (im Weinsprech klingt das müheloser: flight!) und die sensorischen Eindrücke notieren und diese schließlich mit einer Punktzahl versehen, fragen wir uns irgendwann: Was ist das eigentlich für ein undefinierbares Geräusch, das in regelmäßigen Abständen hinter uns zu hören ist? Als es wieder erschallt, drehen wir uns um: Ralf Kaiser, der hinter uns verkostet, hat seine ganz spezielle Glas-Rotations-Technik, um möglichst viel Sauerstoff in die Probe zu bekommen; man hört förmlich, wie der Wein ventiliert wird. Impressive!

 

Anne Krebiehl, Master of Wine, beim Verkosten von Ahrwein.
Anne Krebiehl, MW, beim ersten „flight“.

Wir arbeiten konzentriert, aber manchmal braucht es auch eine kleine Pause und eine Erfrischung des Gaumens, um die nächsten Gläser in der schier unendlichen Reihe in Angriff zu nehmen. „Wasser trinken kannst du auch gleich noch in der Pause“, lautet der lakonische Kommentar Alexander Kohnens, der immer die Uhr im Auge behält. Recht hat er, irgendwie: Es ist noch viel zu tun. Und Master of Wine (MW) Anne Krebiehl, die vor uns sitzt, muss am frühen Abend weiter nach London. Genau, Masters of Wine, das waren die, die nicht nur herausschmecken, aus welchen Rebsorten ein Wein verschnitten wurde, sondern auch, ob er von der südlichen Rhône oder aus dem östlichen Languedoc stammt, mit Reinzuchthefen oder spontan vergoren, reduktiv oder oxidativ ausgebaut. Ach ja, und natürlich, ob eher Aromen von Schwarz- oder Wildkirsche vorhanden sind und in welchem Jahr die Reben geerntet wurden.

 

Ahrwein, Zwischenstand im Wettbewerb
Wie beim Fußball – nach jeder Runde ein kurzer Blick auf die Tabelle.

Ja, Pausen gibt es. Nach jeder Verkostungsrunde zieht die Karawane der sieben Juroren in einen Raum am anderen Ende des Gebäudes, während das Team vom iwi die Punkte aller Jurymitglieder in den Computer hackt. Die höchste und die niedrigste Punktzahl werden automatisch gelöscht, um Verzerrungen zu vermeiden. Letztlich dienen die Punkte aber nur der Ermittlung der jeweiligen ersten drei Plätze, bei der Siegerehrung werden sie keine Rolle spielen. Während wir im Warteraum nun entspannt Wasser trinken dürfen, werden außerdem die Gläser im Prüfungsraum wieder mit den nächsten Proben gefüllt, logischerweise darf keiner wissen, was er im Glas hat, es soll nach dem Wein gehen, nicht nach dem Namen des Gutes.
Klar ist es faszinierend, sich so konzentriert durch die Vielfalt der Ahr zu kosten. Zwar waren wir zuletzt bei der Ahrwinzer-Präsentation in Düsseldorf und bei den Weinwandertagen an der Ahr, aber in dieser Form zeigt sich durchaus eindrücklicher die Bandbreite der hier erzeugten Gewächse. Ebenfalls sehr erfreulich finden wir: Auch in der Kategorie Klassik, die preislich bei 11,50 Euro gedeckelt ist, finden sich bereits sehr präsentable und typische Vertreter des Ahr-Spätburgunders.

 

Ahrweine in der Verkostung.
Werfen hier die größten Weine ihre Schatten voraus?

Nach den Spätis kommen noch die Frühburgunder. Als die letzten Zahlen im Computer sind, darf die Jury schon einen Blick auf die Flaschen werfen, welche sich hinter den Proben verbergen, die sich im Wettbewerb durchgesetzt haben. So viel sei gesagt: Durchaus Altbewährtes ist dabei, aber auch Überraschungen. Wir persönlich finden: Beides ist schön, so wie wir auch bei der Fußball-EM die üblichen Verdächtigen gerne sehen, aber uns auch immer freuen, wenn ein paar sogenannte Außenseiter plötzlich mit nach vorne ziehen. Wer die Gewinner sind, dürfen wir natürlich nicht verraten – am 12. September wird bei einem Festakt die Auflösung stattfinden. Bleiben Sie dran!


(hier geht’s zu den Ergebnissen: Sieger beim Ahrwein des Jahres 2016)

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