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Diskussionsrunde libanesischer Winzer Wine Lab

„Libanesischer Wein etwas für Neugierige“

Diskussionsrunde libanesischer Winzer auf der Gastronomie-Messe „Horeca“

english translation see below
Diskussionsrunde libanesischer Winzer Skyline Beirut Beyrouth
Der Hafen von Byblos, im Hintergrund die Skyline von Beirut.

„Früher habe ich vor allem versucht, französische Weinstile zu kopieren“, bekennt James Palgé, Oenologe bei Château Ksara, der ältesten und größten Kellerei des Libanons, freimütig. Mittlerweile wolle er seinen Weinen auch bewusst eine eigene, libanesische Charakteristik verleihen und pflanze jetzt auch autochthone Rebsorten wie Obeidy und Merwah. Im Rahmen der gerade zu Ende gegangenen Gastronomiemesse Horeca in Beirut fanden er und weitere Winzer aus dem Libanon zusammen, um über aktuelle Tendenzen und Herausforderungen zu diskutieren.

Diskussionsrunde libanesischer Winzer Château Ksara
Neugierig auf libanesischen Wein? An Auswahl mangelt es nicht, hier Flaschen von Château Ksara.
Neugier nach Entdeckungen

Die libanesischen Winzer seien zu schüchtern, was ihre Eigenheiten und Qualitäten anbelange, glaubt Assaad Hark, Kellermeister beim Weingut Batroun Mountains. Das sei aber der falsche Ansatz, schließlich seien viele Weinbegeisterte neugierig und auf der Suche nach etwas Neuem, zeigt er sich der in Kalifornien ausgebildete Winemaker überzeugt. Im Übrigen könne und wolle man sich aber natürlich auch nicht von den aktuellen Tendenzen lossagen. „Die Konsumenten möchten ganz klar weniger Holzeinsatz und eine volle Fruchtaromatik“, fasst Reem Kassatly Ragy von Château Ka ihre Eindrücke aus vielen Kundengesprächen zusammen. Dem stimmt Hark zu. Er stellt die Frage der Extraktion in den Mittelpunkt: Wie lange, wie viel soll beim Rotwein aus den Schalen an prägenden Inhaltsstoffen gewonnen werden? „Libanesische Weine sind in vielen Fällen kräftig, vollmundig, sie können aber auch zu fordernd ausfallen“, formuliert er eine der Herausforderungen. Beim Weißwein gelte es dagegen, die natürliche Säure zu erhalten. Laubarbeit gehöre hier zu den gängigen Mitteln, aber auch das Bedecken der Reben mit Netzen könne eine Möglichkeit darstellen, frische Weiße zu erzeugen.

Diskussionsrunde libanesischer Winzer Wine Lab
Wine Lab oder Raum, sich über Wein auszutauschen – im Rahmen der Horeca-Messe in Beirut.
Weniger Alkohol

Natürlich müsse man die libanesische Charakteristik erhalten, schiebt Palgé vorweg. Aber dem Ruf nach frischeren und nicht zu alkoholhaltigen Weinen müsse man gerecht werden. Eine Auswahl geeigneter Rebsorten gehöre dazu, aber auch die häufig scheel angesehene Bewässerung stelle einen wichtigen Schritt in diese Richtung dar, gibt er zu bedenken.
Die Frage, inwieweit man dem Trend zur Identifizierbarkeit bestimmter Weinstile mittels Herkunftsbezeichnungen nacheifern wolle, wurde bei der Diskussionsrunde libanesischer Winzer kontrovers diskutiert. Wo die Grenzen zu ziehen wären, lautete natürlich eine der zentralen Fragen. Einige Winzer kaufen außerdem auch Trauben zu, die teilweise aus etwas entfernter liegenden Flächen stammen. Und allein die Tatsache, dass es kein offizielles Verzeichnis der bewirtschafteten Rebflächen gibt, stellt die Realisierbarkeit eines solchen Systems auch grundsätzlich infrage. Hark schlägt als potentiell kompromissfähiges System eine Klassifizierung nach Ortsnamen vor, wofür er Frankreich als Vorbild beansprucht. Herkunftsbezeichnungen hin oder her, „Verkosten ist die einzige Möglichkeit, Weine wirklich kennenzulernen“, lautet seine Überzeugung. (zum Thema siehe auch Weingüter im Libanon und Libanon – kleinere Winzer und ein neuer)

Diskussionsrunde libanesischer Winzer Weinservice Wettbewerb Competition
Auch einen Wettbewerb um den besten Weinservice gab es auf der Horeca-Messe.
 Staatliche Unterstützung?

Eine Herausforderung stelle auch das Preislevel einiger Weine aus den libanesischen Anbaugebieten dar, gibt Kassatly Ragy zu bedenken. Mireille Hannaoui, Generalsekretärin der libanesischen Winzervereinigung UVL, sieht dieses Problem nicht nur darauf beschränkt, dass die Weine im Ausland oft teuer erschienen. Auch im Libanon selber gehe der Griff im Supermarkt häufig zu den günstigeren, importierten Flaschen. Ein Grund dafür, wirft Najib Moutran ein, Weinhändler und -berater und neben dem Verfasser dieser Zeilen Leiter der Diskussionsrunde, sei die im Vergleich zu vielen anderen Ländern fehlende Unterstützung des Weinsektors durch staatliche Initiativen. Alles beruhe ausschließlich auf persönlichem Einsatz.

Diskussionsrunde libanesischer Winzer Union Vinicole du Liban
Vertritt die Interessen von 25 libanesischen Winzern: Mireille Hannaoui.

Kassatly Ragy greift den anfangs erwähnten Ansatz der Neugierde vieler Weintrinker wieder auf und vertritt die Auffassung, dass Fremdenverkehr und Wein verknüpft werden müssten, so wie in einigen Ländern Weintouren schon einen großen Tourismusmagneten darstellten. Und die meisten, die einmal das Land in der Levante besucht hätten, kämen zurück, lautete ihre Erfahrung.


“Wine from Lebanon: for the curious”

Discussion round with Lebanese wine-growers at the gastronomy-fair “Horeca”

“In the past, I had tried to imitate French wine styles”, James Palgé, oenologist at Château Ksara, the oldest and biggest winery in Lebanon, admits frankly. But more and more he got interested in giving his wines an own Lebanese character and ended up by planting also indigenous grape varieties such as Obeidy and Merwah.
In the course of the just having terminated Lebanese gastronomy-fair Horeca at Beirut, he and other wine-growers from Lebanon have met to talk about current tendencies and challenges.

Curiosity for discoveries

Lebanese wine-growers are too timid concerning their own qualities, Assaad Hark of Batroun Mountains estate believes. This is initially wrong since many wine enthusiasts are striving to make new discoveries, the winemaker who got his experience in California, is convinced; and he cannot and would not neglect these new tendencies.
“When it comes to wine, the consumer is definitely asking for less oak notes but for full fruit-flavour instead”, Reem Kassatly Ragy of Château Ka resumes her impressions from multiple conversations with her customers. Hark agrees with that, making the degree of extraction the next focus of discussion: To what extent the ingredients of the red grape skins should get extracted during the fermentation process?
“Lebanese wines are mostly strong, full-bodied but can also seem to be too demanding”, he claims as to be one of the challenges. White wine on the other hand needs to keep its natural acidity. Shadow-giving pruning is one of the usual methods but also the covering of the vine with nets could be a possibility to produce fresh white wines.

Less alcohol

Of course Lebanese characteristics have to be preserved, Palgé concedes. But the demand for fresher and less alcohol-containing wines have to be met. That is, an important step into this direction would be a selection of appropriate grape varieties; but also irrigation-systems, often eyed disapprovingly, he asks to take into consideration.
The question of how far the trend to identify certain winestyles through the declaration of origine should be followed had been a controversial point in the discussion. Where to draw the line was of course one of the central questions. And how do handle the reality that some estates for instance buy additional grapes from further away areas? But already the lack of an official register of cultivated vineyards is a huge challenge when it comes to limit denomination of origin areas.
Focussing on the villages names could be a potential compromise for a denomination-system, Hark suggests, referring to the French “village”-wines. Denominations of origin or not, “tasting is the only possibility to really get to know our wines”, he is convinced.
(see also the blog entries Weingüter im Libanon and Libanon – kleinere Winzer und ein neuer)

Support from the state?

One of the challenges is also the price-level of some Lebanese wines, Kassaatly Ragy puts into consideration. The general secretary of the Lebanese wine-growers association UVL, Mireille Hannaoui, does not only see the problem in higher priced Lebanese wines at retailers abroad. She says, even in Lebanon many people would rather buy a cheaper bottle of imported wine in the supermarket.
One of the reasons for this, Najib Moutran, wine-seller and advisor, chairing the discussion round with Gerald Franz, says, could be the missing support of the wine sector by national initiatives, compared to other countries. Everything relies only on personal input in Lebanese wineries, he concludes.
Kassaatly Ragy refers to the initially mentioned curiosity of many wine-consumers and claims that tourism and wine should get linked like it’s the case in several foreign countries where wine-tours already present a huge tourist-magnet.
And most people that already visited Lebanon come back, she is convinced.
(translation provided with the friendly support of Friederike Franz)

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