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Panzano in Chianti Panzanello Blick

Der Weinort Panzano in Chianti

Wer im toskanischen Chianti-Gebiet einen unverfälschten Ort sucht, in dem der Wein gelebt wird, wird in Panzano in Chianto fündig

Die Fahrt nach Panzano in Chianti ist unglaublich kurvig. Wenn man von Süden kommt, öffnet sich der Blick zur Linken immer wieder in die Ferne, wobei man sofort wieder die nächste Kurve dieser gebirgigen Strecke in den Blick nehmen muss. Irgendwann schließlich sieht man den kleinen Ort dann in 500 Meter Höhe auf einer Kuppe vor sich liegen, der Blick darauf frei, im Vordergrund nurmehr Weinberge und ein paar Olivenhaine.

Panzano in Chianti: Ein Dorf, 20 Winzer
Panzano in Chianti Vino al Vino
Das Weinfest in Panzano ist vorbei, nur die Weinflasche links erinnert noch daran.

Einmal im Jahr findet hier das Weinfest Vino al Vino statt, bei dem die Winzer aus Panzano auf dem Dorfplatz ihre Weine vorstellen. Man zahlt einen einmaligen Geldbetrag, bekommt ein Glas und ein Verkostungsheft und kann sich einen schönen Überblick verschaffen, etwa 20 Stände drängen sich auf dem kleinen Karree. Das Ganze verwandelt sich am Samstagabend in ein ausgelassenes Fest, wenn kleine Grüppchen zusammen lachen, den Wein und mit etwas Glück einen warmen Septemberabend genießen.
Überhaupt die Winzer von Panzano: Man kennt und schätzt sich, organisiert dieses Fest zusammen und hat sich auch auf die Fahnen geschrieben, gemeinsam den nachhaltigen Weinbau zu fördern. Mittlerweile haben etwa drei Viertel auf biologischen Weinbau umgestellt. In der „offiziellen“ Enoteca des örtlichen Winzerverbandes kann man eine beachtenswerte Reihe an Weinen auch glasweise bestellen sowie die Erzeugnisse flaschenweise zum Mitnehmen kaufen.

Andrea Sommaruga vom Weingut Panzanello

Einer der Winzer in – oder besser: bei – Panzano ist Andrea Sommaruga. Sein Weingut heißt so ähnlich wie der Ort, nämlich Panzanello. 110 Hektar ist das ganze Areal groß, daher muss man natürlich noch ein Stückchen rausfahren, bis man schließlich eine geschwungene nicht asphaltierte Straße langsam herunterfährt, von der aus man das Weingut ein Stückchen tiefer am Hang bereits sehr schön liegen sieht. Andrea geht mit uns in seine Welt und was er erzählt, zeigt und uns probieren lässt, ist so anregend, dass wir am Ende ganz verwundert sind, in einem anderen Gebäude herauszukommen als dem, wo wir in die Keller herabgestiegen waren.

Panzano in Chianti Panzanello Blick
Blick vom Weingut in das Chianti-Gebiet.

Natürlich ist das klassische Produkt hier ein Chianti Classico, den er als Basiswein und als Riserva ausbaut. Bereits der Einstiegswein ist super und das, obwohl 2014 nicht das beste Jahr hier in der Gegend war: Hier haben wir keinen bloßen Gaumenschmeichler, der uns mit Üppigkeit und Schwere überfällt, sondern ein Paradebeispiel für einen Chianti Classico, wie er sein kann, wenn man der Sangiovese-Traube ihre herbe und säurebetonte Charakteristik lässt! (siehe auch 300 Jahre Chianti Classico) Wer aber etwas Volleres und abgeschliffenere Kanten haben will, für den macht Andrea die Riserva, die aus dem Jahrgang 2012 nach Teer und Macchia duftet, im Mund verführerische Aromen von Cassis, Lakritze, Wildkirsche und Kaffee entfaltet und mit einen kräftigen Tannin sehr konzentriert rüberkommt.

Gran Selezione: Eine Fehlentscheidung?
Panzano in Chianti Andrea Sommaruga von Panzanello
„Die Gran Selezione bringt die Riserva um.“ Andrea Sommaruga von Panzanello.

Wie hält es der Winzer mit der Qualitätsstufe Gran Selezione, die 2013 vom für das Gebiet zuständigen Consorzio über der Riserva eingestuft wurde? „Die Gran Selezione bringt die Riserva um“, sagt Andrea dazu nur lakonisch. Es gebe einen Basiswein und einen aufwendig gemachten Wein, erklärt er. „Wenn mein bester Chianti Classico bisher die Riserva war, woher soll ich die Trauben für eine Gran Selezione nehmen?“, argumentiert er. Überhaupt nicht vermittelbar habe er es empfunden, dass nach der Entscheidung des Consorzio, die Gran Selezione zur Qualitätsspitze der Chianti-Classico-Pyramide zu machen, einige Winzer sofort solche Weine auf den Markt gebracht hätten – die also schon gekeltert worden waren, bevor es die Kategorie überhaupt gab. Was auch immer davon zu halten ist, bei Panzanello jedenfalls gibt es weiterhin den Einstiegs-Chianti-Classico und die Riserva. Punktum.

Sangiovese rules!

Auch die anderen Weine sind sangioveselastig, so der nach dem früheren Namen der Gemarkung benannte Manuzio, der auch einen kleinen Teil Merlot enthält und 20 Monate in neuen Barriques ausgebaut wurde. Hier hat man die vom Holz typischen Röstnoten, dunkle Beerenfrucht sowie leicht vegetabile Aromen. Die Tannine des 2010er Jahrgang sind schon schön reif, der Rote kleidet den Mund aus, wird aber von der Säure des Sangiovese im Zaum gehalten.

Panzano in Chianti Chianti Classico Panzanello
Das Produkt der Gegend schlechthin: Chianti Classico, hier von Panzanello.

Im Verkostungsraum wird gerade Gemüse kleingehackt, es ist Abend und die Küche ist gleich nebenan. Einen hat er noch: Der Vindea wird von Ehefrau Iole hälftig aus Sangiovese und Petit Verdot vinifiziert. „Das ist ein besonderer Wein“, sagt Andrea. Warum? „Weil meine Frau ihn gemacht hat“, lautet seine lakonische Antwort. Tatsächlich wird der Wein nicht in jedem Jahr gekeltert und dann auch nur in einer extrem kleinen Auflage. Wer auf körperreiche, opake Weine mit dunklen Aromen von mazerierten Früchten und Gewürz steht, kommt hier voll auf seine Kosten. Aber Petit Verdot in der Toskana? „Ich mag Experimente“, erklärt Andrea, „und verlasse mich nicht auf das Urteil anderer.“ Ob das eine gute oder schlechte Sache sei, schiebt er sogleich hinterher, könne er aber nicht final beurteilen – und lacht.

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