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Fruška Gora Vranac Rotwein Serbien

Serbischer Wein: Fruška Gora

Wie schmeckt serbischer Wein? Da die Frage ebenso unsinnig  ist wie die nach deutschem oder französischem Wein, wird der Fokus auf ein interessantes Gebiet gelegt: Fruška Gora.

Fruška Gora Vojvodina Wein Serbien
Hügelig, grün, bewaldet: Fruška Gora.

Wo liegt Fruška Gora? Das Mittelgebirges erhebt sich in der Landschaft Syrmien, die wiederum in der nordserbischen autonomen Provinz Vojvodina liegt – am südlichen Ende der pannonischen Tiefebene. Das Stichwort Mittelgebirge ist in diesem Zusammenhang natürlich bedeutsam. Die Reben stehen höher, was etwas moderatere Temperaturen mit sich bringt: Die höchste Erhebung des Gebirges ist 539 Meter hoch. Zudem ist Fruška Gora, ältester Nationalpark des Landes, stark bewaldet, was die Temperaturen in der Nacht abkühlt. Die Hanglagen bieten unterschiedliche Böden und eine andere Ausrichtung zur Sonne.

Heimat des Wein-Kaisers
Probus Bassermann-Jordan Pfalz Wein Etikett Riesling
Probus wird auch in Deutschland ein Denkmal gesetzt: Weinetikett aus der Pfalz.

Die Landschaft Syrmien ist nach der historischen Stadt Sirmium benannt, Hauptstadt der römischen Provinz Pannonia inferior. Aus Sirmium stammt der römische Kaiser Probus, auf den man nicht nur in dieser Gegend stolz ist. Er ziert etwa auch die Riesling-Etiketten des VDP-Weinguts Bassermann-Jordan; in Bad Godesberg findet sich eine Probussäule. Warum? Probus hob das von einem seiner Vorgänger erlassene Verbot auf, außerhalb des römischen Mutterlands weitere Weinberge anzulegen. Es soll sogar Rodungen gegeben haben. Anscheinend ist es Probus zu verdanken, dass auf dem heutigen serbischen Staatsgebiet Ende des 3. Jahrhunderts wieder Reben gepflanzt wurden: in Fruška Gora. Er selber konnte davon freilich nicht mehr profitieren, wurde er doch von Soldaten in seiner Heimatstadt erschlagen – der Legende nach, weil er diese gegen ihren Willen zur Pflege der Weingärten herangezogen hatte.

Fruška Gora Vranac Serbischer Wein
Vranac: Beeren, Würze und Balsamik.
Familien-Weingut Stojković in Fruška Gora

Heute dagegen wird fleißig Weinbau freiwillig betrieben. Etwa 70 Winzer finden sich in Fruška Gora. Bei Stojković in Dorf Banoštor handelt es sich um ein Familien-Weingut. Der lebenslustige Inhaber Vasa Stojković bietet dabei ein gemischtes Portfolio an Weinen an: internationale sowie regionale Rebsorten von Cabernet Sauvignon über Italijanski Rizling (Welschriesling) bis zum (roten) Vranac. Er betreibt teurere Verfahren – beispielsweise wird der Vranac im Barrique ausgebaut. Einfache Trinkweine wie den halbtrockenen Rosé aus der Tafeltraube Muscat Hamburg füllt er aber auch schon mal für den regionalen Markt in Plastikflaschen ab. Das Prinzip heißt wie überall Angebot und Nachfrage.

Italijanski Rizling

Vasa setzt auf reinsortigen Ausbau seiner Trauben. Zwar denkt er laut darüber nach, einmal zehn Prozent der Rebsorte Tamjanika – die gerne als Königin der Weine in Serbien bezeichnet wird – in seinen Chardonnay zu geben. Aber bislang wird alles hübsch getrennt. Sein Italijanski Rizling stellt dabei einen guten leichten Weißwein dar. Mit dem deutschen Riesling, der hier Rajnski Rizling genannt wird, hat das nichts zu tun: Es handelt sich um die Rebsorte Welschriesling, die breit über den Balkan verbreitet ist.

Fruška Gora Italijanski Rizling
Italijanski Rizling, also Italienischer Riesling, ist Welschriesling.

Der Welschriesling heißt nur in jedem Land anders. Selbst das ansonsten sprachlich sehr ähnliche Kroatische macht da keine Ausnahme: Graševina wird die Rebsorte dort genannt. Vasas 2017er Welschriesling verströmt leicht vegetabile Noten und überrascht am Gaumen dann mit einer angenehm zitrischen Frische. Der Alkoholgehalt liegt bei 12,5 Prozent. Wer also geglaubt hat, pannonisches Becken sei nur etwas für fülligere Weine, wird hier bereits eines Besseren belehrt. Aber die eingangs erwähnte geologische Besonderheit von Fruška Gora hat eben auch einen entscheidenden Anteil daran.

Südserbisches Eichenholz

Vasa macht einen Chardonnay im Stahltank und einen im Holzfass, wobei er auf Eiche als Südserbien setzt. Der erste zeigt reife gelbe Früchte und eine gewisse Leichtigkeit, der zweite ebensolche Früchte und eine leichte Würze, das Holz ist eher zurückhaltend. Beim Rotwein zeigt sein 2015er Cabernet Sauvignon aus dem Barrique leicht vegetabile sowie fruchtige Noten von Cassis und Kirsche, das Tannin ist recht sanft. Auch dieser Wein wirkt nicht überladen und gefällt.

Fruška Gora Vranac Rotwein Serbien
Auch Vranac, nur in kyrillischen Buchstaben geschrieben.

Etwas mehr in eine würzig-balsamische Richtung geht sein 2015er Vranac: Marzipan, Him- und Brombeeren, Kaffee und Toffee. Das Tannin ist feinstrukturiert und es gibt auch eine dezente Säurespur.

 

Vinarija Deurić

Auf der anderen Seite des Gebirges, bei Mala Remeta, liegt die Vinarija (Weingut) Deurić. Sie ist Teil eines größeren Investoren-Betriebes, der auch großflächigen Obstanbau betreibt, ein Restaurant, Konferenzräume. Logisch, dass der „Direktor vinarije“, Mirko Niškanović, andere technische Möglichkeiten hat als in einem kleinen Familienweingut: Der Keller ist geräumig und modern, vertikale Doppelgärständer erlauben die seltene délestage, auch Schaumwein wird hergestellt und teils jahrelang auf der Hefe liegen gelassen, es wird mit Reinzucht- und wilden Hefen gearbeitet. Das Portfolio umfasst ein Dutzend Weine.

Deurić Weingut Vojvodina Serbien
Doppelstöckiger Gärständer für das délestage-Verfahren.
Aufwändig gemachter Schaumwein

Der Schaumwein „Princeps“ wird aus Pinot Noir gekeltert und im Flaschengärverfahren hergestellt. 36 Monate liegt der Schaumwein nach der zweiten Fermentation auf der Hefe. Der 2015er ist hellgold, mineralisch, zeigt eine glasklare Frucht, zitrische Frische, kaum hefige Noten und ist als brut nature ausgebaut. (siehe auch Champagne: Alles etwas anders) Bei den Stillweinen gefällt der 2017er Gewürztraminer, der trocken ausgebaut ist, keine floralen Aromen zeigt, sondern auf der mineralisch-zitrischen Seite steht und frisch und schlank einen schönen Trinkfluss zeigt. Der 2017er Sauvignon Blanc verfügt über eine recht kräftige Nase, wirkt am Gaumen dann aber zurückgenommen und zeigt grüne Noten von Gras und Stachelbeere sowie eine zart exotische Frucht und viel zitrische Frische. Selbst ein 2016er Chardonnay aus dem Barrique, der golden ins Glas fließt und in der Nase vanillig von der französischen Eiche geprägt ist, verfügt am Gaumen auch über eine frisch-mineralische Basis, die das Ganze wieder gut puffert.

Princeps Schaumwein Deurić Fruška Gora
Der Princeps ist ein aufwändig gemachter, glasklarer Schaumwein.
Ein Wein mit dem Namen des Wein-Kaisers

Bei den Rotweinen gibt es einen 2017er Pinot Noir, der sich kirschrot mit schwarzen Reflexen im Glas präsentiert. Die balsamische Nase tritt nach dem Schwenken in den Hintergrund, Rotfrucht und leicht fleischige Noten kommen nach vorne. Am Gaumen ist der Wein auf der fruchtigen Seite, wirkt (durch den nur teilweisen Ausbau im Holz) nicht überladen. Der Wein hat viel Wärme abbekommen, ist nichts für die Freunde des kargen Pinots, wirkt aber wie ein guter Kompromiss. Der nach dem römischen Kaiser benannte Probus 276 aus dem Jahrgang 2017 ist eine Cuvée aus Cabernet Sauvignon und Kadarka: Schwarzrot zeigt sie sich im Glas, selbst die Kirchenfenster sind durchgefärbt. Ein kerniger Wein, der rotfruchtige, aber auch vegetabile Noten zeigt.

Fruška Gora: Bald die Nummer Eins im serbischen Weinbau?

Laut Mirko zieht es derzeit viele Investoren nach Fruška Gora, die Bodenpreise hätten sich in den letzten 15 Jahren verzehnfacht. Für die

Rebsorten Serbien Fruška Gora Deurić
Bekanntere und weniger bekannte Namen und Rebsorten: Weine von Deurić.

Qualität prophezeit er, dass das Anbaugebiet bald führend sein wird. Ob er Recht behalten wird oder nicht, wird man sehen. Auf jeden Fall verfügt das Gebirge, das aus der flachen Gegend der Vojvodina heraussticht, über gute, überraschend gute Bedingungen, um ausgewogene und eben auch spritzig trockene Weine zu keltern. Probus hätte sich sicher daran ergötzt!

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