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Champagne Meunier Müllerrebe

Die schöne Müllerrebe

Champagner wird im Wesentlichen aus drei Rebsorten gemacht: Chardonnay, Pinot Noir und Meunier, der Müllerrebe. Letztere wird für hochwertige Erzeugnisse meist gemieden. Zu Unrecht, wie einzelne Winzer zeigen.

Champagner ist meistens eine Cuvée mehrerer Rebsorten. Zugelassen sind insgesamt sieben, verwendet werden zu mehr als 99 Prozent aber nur drei: Chardonnay, Pinot Noir und Meunier. Letztere wird auf Deutsch mal Müllerrebe, mal Schwarzriesling genannt. Die Standardmeinung dazu ist, dass sie Fruchtigkeit und Parfum in die Cuvée bringt, aber für lange Reifung nicht geeignet ist. Daher findet sich die Müllerrebe auch nicht in den einschlägigen Prestige-Cuvées wie La Grande Dame, Comtes de Champagne oder Cristal.

Reinsortiger Meunier, Teil 1: La Terre Mère
Müllerrebe Leconte Terre Mère
La Terre Mère, Mutter Erde.

Bei rund 16200 Weinbauern in der Champagne gibt es aber doch ein paar, die dieses Dogma nicht teilen. Zum Beispiel Alexis Leconte, Winzer in Troissy im Marne-Tal. Mit seinem jahrgangslosen reinsortigen Meunier namens La Terre Mère kann man sich einen guten Eindruck verschaffen, wie diese Rebsorte unverschnitten schmecken kann, zumal er Extra Brut dosiert wurde und daher fast kein kaschierender Zucker enthalten ist. Zwiebelschalenfarben liegt er im Glas und duftet würzig und herb-fruchtig. Nimmt man einen Schluck, ist das erst sehr schmeichelnd-einnehmend mit angenehmen Brioche-Tönen. Im Nachgang kommt aber eine sehr belebende Säure zum Vorschein sowie Aromen von Mirabelle und Limette, eingehüllt in einen zarten Schmelz. Angenehm zu trinken.

Instinkt für die Müllerrebe: Instinct Meunier
Müllerrebe Jeaunaux-Robin Instinct Meunier
Instinkt für die Müllerrebe.

Ebenfalls auf Meunier setzt das Weingut Jeaunaux-Robin. Die Müllerrebe wird vor allem im Marne-Tal angebaut, dieses Weingut liegt allerdings ein gutes Stück südwestlich von Épernay an dem Flüsschen Le Petit Morin. Hier setzt man auf Pinot Noir – und eben Meunier. Der habe schon seine Herausforderungen, sagt Cyril Jeaunaux. So sei die Rebsorte anfällig für Krankheiten und müsse schnell gepresst werden. Bei dem Instinct Meunier – jahrgangslos, aber laut Cyril überwiegend aus dem Jahrgang 2020 bestehend – bekommt man den Eindruck, dass der Umgang mit der Müllerrebe gut geklappt hat. Strohgelb liegt der Schaumwein im Glas und duftet dezent aromatisch nach roten Beeren, etwa nach Himbeere. Am Gaumen macht sich sofort eine vibrierende Säure bemerkbar. Außerdem sind da fruchtige Aromen, die an Limette, gelben Apfel und Blutorange erinnern und gut in den angenehmen Gesamteindruck eingewoben sind.

Alles für die Müllerrebe: Institut Meunier
Müllerrebe Eric Taillet Exclusiv'T Blanc de Meunier
Exklusives aus der Müllerrebe.

Geradezu ein Missionar in Sachen Meunier ist Éric Taillet. Er hält das Potential der Rebsorte für meilenweit unterschätzt. Daher hat er das sogenannte Institut Meunier gegründet, auch wenn das vielleicht etwas hochgegriffen erscheint für einen losen Verbund von zehn Weingütern, die an die Müllertraube glauben. Wie auch immer, bei solch einem Anspruch muss man Worten natürlich auch Taten folgen lassen. Bei Taillets Champagne Blanc de Meunier werden Weine aus etwa einem Jahrzehnt verschnitten, wovon laut Éric 70 bis 80 Prozent aus einem Jahrgang stammen. Bei dem verkosteteten  Exclusiv’T Blanc de Meunier Extra Brut bildet der Jahrgang 2014 die Basis, der Rest stammt aus einer  Cuvée perpétuelle, das ist so etwas wie ein Solera-System. Schon beim Öffnen der Flasche macht sich ein Duft von Feingebäck bemerkbar, der Wein fließt strohgelb und mit einem feinperligen Mousseux ins Glas. Diesem entsteigen Aromen von Hefekuchen, Grapefruitschale und weißen Blüten. Sehr aromatisch und ansprechend. Nimmt man einen Schluck, zeigt sich der Champagner frisch, schlank, mit präsenter Säure. Feiner Schmelz, Aromen von Brioche und bemehltem Hefegebäck, Pomelo, etwas Orange und wieder weiße Blüten. Das ist die schöne Müllerrebe.

Müllerrebe, Jahrgang 2006
Müllerrebe Tarlant La Vigne d'Or Meunier
Gut versteckte Zahl: 2006.

Benoît Tarlant ist ein echter Freak, was Rebsorten, Lagen und Jahrgänge angeht. Entsprechend groß ist das Portfolio des Familienweinguts. Allein schon wegen dieser „diversité“, wie er sagt, findet sich natürlich auch ein reinsortiger Meunier darunter. Aus, Achtung, dem Jahrgang 2006, wovon er aber kein Aufhebens macht. Damit der Champagner aus der Müllerrebe gut wird, brauche man alte Reben, findet er. Die für den Champagner La Vigne d‘Or stammten von 1970, das Ergebnis liegt hellgolden im Glas. Es duftet nach Keller, bemehltem Baguette sowie gerösteten Cashews. Am Gaumen überzeugt eine deutliche Mineralität und dunkle, an Keller erinnernde Aromen. Das ist herb, zupackend, mit immer noch vitaler Säure, dazu erdige Töne und Noten von feinem Mandelgebäck. Edel, gut! Diese Rebsorte kann nicht reifen? Oh doch.

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