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Wein wird häufig als kompliziert angesehen. Kuriose Weingesetze haben ihren Anteil daran. Dahinter stehen oft die Interessen der Winzer. Oder des Fiskus‘.

Warum wird eigentlich…?

 

Weingesetz prosecco rebsorte anbaugebiet
So soll es sein: Ein Prosecco, den der Regulierungsrat (Consorzio) selbst hat anfertigen lassen.
…Prosecco nur in Italien hergestellt?

Prosecco ist ein Getränk. Das war nicht immer so. 2009 folgte die Europäische Union einem italienischen Erlass, der die Rebsorte Prosecco in Glera umbenannte und stattdessen das Anbaugebiet in Norditalien Prosecco taufte. Kuriose Weingesetze mit einem tieferen Sinn. Denn den stehenden Begriff Prosecco für einen bestimmten Typ Schaumwein können seitdem nur noch die Winzer aus dem geschützten Ursprungsgebiet verwenden. Der neue Name der Rebsorte interessiert dabei am Rande bemerkt niemanden.

 

…mancher Schaumwein, etwa Lambrusco, mit normalem Kork und geringerem Druck abgefüllt?
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Sektsteuer oder nicht? Der Korken sagt ja!

Kurz gesagt: Damit der deutsche Kunde sich die 1,02 Euro Schaumweinsteuer spart. Gerade in einem Preissegment zwischen fünf und zehn Euro kann ein Euro mehr ein K.O.-Kriterium darstellen. Also macht man einen Schaumwein, der gar kein Schaumwein ist: Keinen pilzförmigen Korken und nur etwa 2,5 bar Druck. Dann heißt er Perlwein. Kuriose Weingesetze oder besser: Kuriose Steuergesetze machen erfinderisch. Gerade bei Lambrusco hat das sehr sanfte Perlen aber einen gewissen Reiz!

 

…Crémant der Nimbus des besonderen Schaumweins zugesprochen?

Dass der Crémant als guter Schaumwein wahrgenommen wird, liegt einfach daran, dass er mit einigem Aufwand produziert wird. Grundwein aus namentlich genannten Anbaugebieten, Handlese, Ertragsreduktion, Ganztraubenpressung, Flaschengärungsverfahren, Hefelager. Man muss diese Begriffe nicht durchdeklinieren können, aber den Unterschied zu einem einfachen Sekt, für den diese Reglementierung nicht gilt, schmeckt jeder. Bis hierher handelt es sich also nicht um kuriose Weingesetze.

cremant definition
Auch für seinen Crémant bekannt: Bouvet-Ladubay an der Loire.

Einzig der Name ist etwas irreführend. Denn Crémant kommt mitnichten nur aus Frankreich, selbst in deutschen Anbaugebieten wird man fündig. Übrigens steht hierzulande auch der immer noch wenig verbreitete Begriff Winzersekt für hochwertigen Schaumwein: Probieren Sie ihn mal!

 

…die Saar und die Ruwer auf Weinetiketten nicht mehr genannt?

Wer gereifte Weine im Keller liegen hat, findet den Aufdruck Mosel-Saar-Ruwer noch. Bis 2006 wurde dieser Dreifachname verwendet. Dann kürzte man den Bindestrichausdruck auf Mosel zusammen.

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Wer Mosel sagt, sollte Saar und Ruwer nicht vergessen.

Nachvollziehbar, vor allem wenn man wie die Winzer aus der Gegend an den internationalen Markt denkt. Nicht vergessen sollte man dabei aber die andersartigen Terroirs der beiden Untergebiete, etwa die saartypische Säure. Wer solch einen Wein sucht, muss die Etiketten lesen können, um beispielsweise anhand der Lage auf die genauere Herkunft zu schließen. Am besten den Fachhändler fragen.

 

…auch Beaujolais-Wein als Burgunder verkauft?

Ein Paradebeispiel für kuriose Weingesetze. Widerspricht es doch vordergründig der Idee der geschützten Herkunftsbezeichnung. Weinrechtlich gehört das Beaujolais zwar zu Burgund. Die Hauptweinstile und -rebsorten sind aber sehr unterschiedlich. Im Beaujolais gibt es fast nur eine Rebsorte: die rote Gamay.

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Burgund oder Beaujolais? Letzteres, jedenfalls was die Landschaft anbelangt.

Aus bestimmten Top-Lagen, sogenannten Cru-Appellationen, darf der Rotwein auch als Bourgogne Gamay AOC vermarktet werden. Und der Chardonnay aus einigen Gemeinden des Beaujolais als Bourgogne Blanc AOC . Man muss sich zwar vor Augen führen, dass nicht einmal ein halbes Prozent der Rebfläche im Beaujolais mit Chardonnay bestockt ist. Und dass viele Winzer in den Cru-Gemeinden stolz die wohlklingenden Namen ihrer Appellation aufs Etikett schreiben: Fleurie, Saint-Amour, Moulin-à-Vent,… Kurios wirkt das Ganze aber trotzdem.

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