Suche
Close this search box.
Suche
Close this search box.

Was sind Entdeckungen? Etwas Interessantes zu finden, das man nicht gesucht hat. Weine im Allgemeinen und Rebsorten im Besonderen, die wir nicht auf dem Zettel hatten. Entdeckungen des Jahres heißt hier also nicht notwendigerweise, dass es sich um die besten der im Lauf des Jahres verkosteten Weine handelt. Aber alle waren es wert, entdeckt zu werden!

Entdeckungen des Jahres Muskat Momjanski Kroatien
Elf Jahre alter Weißwein aus dem kroatischen Teil von Istrien.

Muškat momjanski. Im kroatischen Teil von Istrien ist eine ganze Geschützte Ursprungsbezeichnung nach der Rebsorte benannt. Die Gruppe der Muskateller-Reben ist recht weitläufig, weswegen man nicht einfach an Gelben Muskateller denken sollte, wie man ihn aus der Pfalz oder Baden kennt. Obwohl gemeinhin für den raschen Verzehr bevorzugt, hat das Weingut Kozlović eine Charge des 2008er Jahrgangs einfach mal liegen lassen. Und siehe da: Ein cooler Wein ist das geworden, der auf jeden Fall zu den Entdeckungen des Jahres gehört. Bernsteinfarben, mit hoher Viskosität und einem Duft von getrockneten Aprikosen und kandierten Früchten. Am Gaumen zeigt er Boskoop und etwas Nussiges. Dabei ist er nur ganz leicht oxidiert. Muskateller? Muškat momjanski!

 

Manzoni 6.0.13
Version 6.0.13? Gewissermaßen. Bei den Kreuzungsversuchen standen die Zahlen für Weinberg, Rebzeile, Pflanze.

Ein Norditaliener, von dem wir noch nie gehört hatten: Manzoni Bianco, der auch auf den Namen Manzoni 6.0.13 hört. Was wie eine Software-Versionsnummer klingt, ist eine der zahlreichen Neuzüchtungen des Agrarwissenschaftler Luigi Manzoni. In den 1930er Jahren gelang ihm die Kreuzung aus Riesling und Weißburgunder. Anscheinend gehen die damit bestockten Flächen seit ein paar Jahren immer mehr zurück. Dieser hier vom Produzenten Ponte aus Venetien leuchtet strohgelb mit wasserhellem Rand und riecht mikrobiologisch sowie etwas nach nassem Stein. Am Gaumen zeigen sich gelbe Früchte wie Honigmelone und Birne, der Wein hat Schmelz und eine leicht phenolisch-bittere Seite. Der Wein haut einen vielleicht nicht um, gehört aber zu den interessanten Riesling-Kreuzungen und damit zu unseren Entdeckungen des Jahres.

 

philipp kuhn pfalz sangiovese
Lohnt auch, entdeckt zu werden: Sangiovese aus der Pfalz!

Sangiovese ist in der Toskana das, was in Deutschland der Riesling ist. Und jeder blieb bisher schön in seinem Tanzbereich. Und nun das: Sangiovese aus Germania! Als Spielerei abtun oder ernst nehmen? Die Neugierde auf den „Deutschen Chianti“ überwog auf jeden Fall. Und mal ehrlich: Die letzten Sommer waren nicht nur gut, sondern auch lang, was der spät ausreifenden toskanischen Rebsorte gut gefällt. Und in der Pfalz steigt das Thermometer auch gern mal noch ein bisschen höher als andernorts in Deutschland. Kurzum, der Sangiovese vom Weingut Philipp Kuhn ist mehr als ordentlich. Die Verkostungsnotizen sind in diesem Blog schon erschienen: Deutscher Chianti. Und wer jetzt ganz arg mit der Sache hadert: Seinen Chianti Classico muss ja niemand aus dem Keller räumen!

 

 

Entdeckungen des Jahres Tamjanika weiß
Bitte was? Also das unter dem Siegel heißt jedenfalls Tamjanika!

Tamjanika: Kräuter, Kräuter, Kräuter! Wohl dem, der über Grundkenntnisse des kyrillischen Alphabets verfügt. Denn sonst würde man wohl an der Weißweinflasche vorbeigehen wie an einer Tafel mit Hieroglyphen. In Serbien ist beim Tamjanika oft die Rede von der Königin unter den Weinen. Aber wie das so ist mit Rebsorten, man kann aus allen bessere und schlechtere Weine machen. Dieser hellgelbe mit grünlichen Reflexen jedenfalls gefällt und duftet nach Bienenwachs und Kräutern, geschwenkt werden die Kräuter noch intensiver und duften nun nach mediterraner Macchia. Anklänge an Harz und ätherische Öle treten hinzu. Am Gaumen dann zitrisch-herbe Frucht, die an Pomelo erinnert. Eine leichte Bittere und Salzigkeit sowie eine dezente Würze treten hinzu, der Körper fällt mittel bis kräftig aus. Wer fruchtige Weine mag, ist hier fehl am Platze. Ansonsten: ein schöner, ein anderer Wein.

 

 

 

Sila Weißwein Serbien
Kurzer Name, schlichtes Etikett, schöner Wein!

Sila, der serbische Silvaner! Es lohnt sich eben doch, im Fachhandel nachzufragen. So geschehen im Weinladen mit dem schönen Namen „Wine Therapy“ in der Vojvodina. Sonst hätten wir Sila womöglich einfach für einen Weinnamen gehalten. Aber es ist eine lokale Züchtung, die aus den Sorten Kevedinka und Chardonnay gekreuzt wurde. Dieser Sila aus der Weinregion Fruška Gora  vom Weingut Milanović ist ein schön zu trinkender Weißwein, der in vielerlei Hinsicht an Silvaner erinnert: kräutrige Nase, milde, gut eingebundene Säure. Dabei fällt er schön saftig aus. Dass Sila wie die Kurzform von Silvaner wirkt, ist dabei aber Zufall. Aber einprägen können wir uns den Namen dadurch gut. Und er gehört auf jeden Fall zu den Entdeckungen des Jahres.

 

 

Entdeckungen des Jahres Dumo Pinot Noir Fruska Gora
Und er gelingt doch südlich der Alpen: Spätburgunder aus Fruška Gora.
Lastar Rotwein Pinot Noir Serbien
Reduziertes Etikett, eleganter Spätburgunder.

Wo wir gerade schon bei Fruška Gora sind: Da wäre auch noch der Spätburgunder. Wer bisher dachte, südlich von Südtirol könne man den einfach nicht keltern, weil er in einem Hot-Climate-Gebiet seine Typizität verliere: keine Regel ohne Ausnahme. Anscheinend ist das kleine waldige Gebirge, das sich aus der Vojvodina im Norden des Landes erhebt, geeignet für tendenziell fruchtige, aber keineswegs verkochte oder überladene Pinots. Wenn man sich Mühe gibt. Das dort beheimatete Weingut Dumo tut dies ganz offensichtlich, fällt ihr Pinot Noir doch frisch und präzise aus.

Und auch in Zentralserbien beherrscht man die Kunst des eleganten Spätburgunders: Der Pinot vom Weingut Lastar ist ein gut ausbalancierter Wein, bei dem man bei jedem Schluck erstaunt!

Weinladen Serbien Geschäft Wein
Ein Schelm, wer Böses dabei denkt: Weinladen in Serbien.

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert