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Weinkonsum Corona Jahr 2020 Deutschland

Weinkonsum: mehr deutscher Wein

Die Übersicht über den Weinkonsum der Deutschen im ersten Coronajahr liegt vor. 2020 wurde etwas mehr getrunken. Und mehr deutscher Wein.

Weinkonsum Deutschland aktuell Urlaub zu Hause
Wer hier Urlaub machte, ging hier in die Statistik ein.

2020 haben die Deutschen 0,6 Liter mehr Stillwein getrunken als im Vorjahr. Dabei gingen die Importe an Rot- und Weißwein um gut sechs Prozent zurück. Der gestiegene Weinkonsum geht also auf das Konto der deutschen Erzeuger. Das geht aus der aktuellen Weinstatistik des Deutschen Weininstituts hervor.

Höherer Weinkonsum oder weniger Urlaub im Ausland?

Ob jenseits der Zahlen tatsächlich mehr Wein getrunken wurde, sei einmal dahingestellt. Schließlich haben viele Deutsche 2020 den Urlaub im Inland verbracht. Der Urlaubs-Weinkonsum in Italien, Frankreich oder Spanien fiel weg, die Nachfrage in Deutschland profitierte – und schlug sich in der Statistik nieder. Nicht mehr, sondern deutlich weniger getrunken wurde übrigens ein anderes Getränk: Bier. Der Trend zeigt seit Jahren nach unten. In der aktuellen Übersicht ging es nochmal kräftig um gut fünf Liter runter auf nun knapp 95 Liter.

Immer weniger kleine Weingüter
kleine Weingueter geben auf
Übergang: Weniger Weingüter bewirtschaften immer größere Flächen.

Viele haben offenbar im aktuellen Betrachtungsjahr die Liebe zum deutschen Wein wiederentdeckt oder ausgebaut. Womöglich auch den ein oder anderen Winzer kennen gelernt, und sei es nur bei einer Online-Weinprobe. Wer die Vielfalt im deutschen Weinbau prima findet, tut sicher gut daran, gerade kleine Winzer zu unterstützen. Denn von denen gibt es immer weniger, wie der Übersicht zu entnehmen ist. Je geringer die Rebfläche, so lässt sich ungefähr sagen, umso häufiger musste der Betrieb eingestellt werden. Zwischen 2010 und 2020 schloss im Mittel jedes vierte Weingut mit einer Rebfläche bis zu zehn Hektar. Das sind tausende von Winzerbetrieben. Der Trend geht zu größeren Höfen. Besonders stark gewachsen ist das Segment mit 20 und mehr Hektar: Rund 57 Prozent ist die Anzahl dieser Betriebe in der letzten Dekade gewachsen. Das geht nur, indem die Flächen der kleinen Betriebe aufgekauft werden. Denn die Gesamtrebfläche bleibt nahezu unverändert. Gerade mal um 1000 Hektar hat diese in den letzten zehn Jahren zugelegt auf zuletzt 103.000.

Baden setzt auf Prädikatswein
Ahr Prädikatsweine selten
Oberhalb von Altenahr: Hier ist Prädikatswein die Ausnahme.

In Baden haben die Winzer mehr Prädikats- als Qualitätswein gekeltert, nämlich 667.377  gegenüber 411.924 Hektoliter. Also deutlich über 50 Prozent mehr Kabinette, Spät- und Auslesen als „normale“ Qualitätsweine. Öchsle zu produzieren ist eben immer weniger eine Kunst – schon gar nicht im von der Sonne verwöhnten Baden. Die Frage ist, ob man das so noch will. Die Hessische Bergstraße will es anscheinend auch, denn sie hat 6.191 Hektoliter Qualitätswein gekeltert, gegenüber stattlichen 28.092 an Prädikatswein. Die Ahr will es offensichtlich nicht: Dort sind es 26.040 Hektoliter Qualitätswein gegenüber 5.505 an Prädikatswein. Liegt es daran, dass man an der Ahr vor allem auf Spätburgunder setzt und dieser nicht zu fett ausfallen soll? Aber auch die Pfalz, in der 66 Prozent der Weinberge mit weißen Reben bestockt sind, keltert 1.639.483 Hektoliter Qualitätswein. Und vergleichsweise wenig Prädikatswein: 486.385 Hektoliter.

Man kann, will aber nicht unbedingt
Weinkonsum Prädikatsweine
Einst klangvoll: Spätlesen von 1990 und 1993.

Dass man Prädikatswein, der vor allem vom Zuckergehalt in den Trauben abhängt, auch wollen muss, zeigt ein Vergleich: 2020 gegenüber 1976. Beide Jahrgänge bekamen die Qualitätsbeurteilung „sehr gut“. Zu schattig war es also nicht. Doch wurden 1976 17 Prozent Qualitäts- und satte 83 Prozent Prädikatswein gekeltert, waren es 2020 etwa 60 Prozent Qualitäts- und lediglich rund 36 Prozent Prädikatswein, der Rest Tafel- und Landwein. Was schließt man daraus? Vielleicht Folgendes: Waren früher volle Weine noch etwas Besonderes und Aufdrucke wie „Spätlese“ gut zum Prahlen, haben heute Weine mit einem Übermaß an Fülle und Alkohol ihren Reiz für viele Menschen verloren. Der Weinkonsum hat die Vorzeichen geändert: Schlanke und filigranere Weine sind gefragter. Also lässt man die Trauben nicht bis zum Geht-nicht-Mehr hängen und Zucker einlagern, sondern wendet zahlreiche Verfahren an, damit das Ergebnis trinkbar bleibt.

Weinkonsum weniger kräftige Weine
Immer weniger gefragt: allzu kräftige Weine.
Roter Kabinett

Zuweilen hört man die Frage: Gibt es eigentlich auch rote Kabinettweine oder Spätlesen? Ja, gibt es! Aber kein Wunder, dass diese wenig auffallen. 39 Prozent aller 2020 erzeugten deutschen Weine sind weiße Qualitätsweine und gut 25 tragen ein Prädikat. Dagegen sind knapp 25 Prozent der erzeugten Weine rote Qualitätsweine, aber nur gut 7 Prozent rote Prädikatsweine. Das kann man wohl als Nische bezeichnen.

Wo die Auslesen herkommen

Apropos Prädikatsweine: Prädikate, die über Kabinett und Spätlese hinausgehen, wurden laut Übersicht des Deutschen Weininstituts nur aus zwei Anbaugebieten in nennenswertem Umfang zur Amtlichen Prüfung angestellt: Rheinhessen und Pfalz. Aus erstem Gebiet waren es 2000 Hektoliter, aus letzterem 1000.

Scharzhofberg TBA
Herkunft manch gefragter Trockenbeerenauslese: Scharzhofberg.

Auch in anderen Anbaugebieten hat es das natürlich gegeben. Man denke etwa an die berühmten Trockenbeerenauslesen von der Mosel. Aber offenbar nicht in der Menge, dass sie Eingang in die Statistik gefunden hätten.

Qualitätswein nimmt zu

Insgesamt ist der Qualitätswein aktuell schon das Maß der Dinge. Am Mittelrhein ging es 2020 damit zwar richtig bergab: fast minus 26 Prozent. Allerdings hat das kleine Anbaugebiet keinen großen Einfluss auf das Gesamtbild im deutschen Weinbau. Aus dem größten deutschen Anbaugebiet, Rheinhessen, wurden nämlich knapp sieben Prozent mehr Qualitätswein geprüft als im Vorjahr. Insgesamt kam ein zartes Plus heraus: 0,3 Prozent mehr Qualitätsweine als im Vorjahr wurden 2020 zur Prüfung angestellt.

Norwegen wichtig für deutsche Winzer
Weinkonsum Italien
Trauben in der Toskana: Italien exportiert am meisten Wein.

Über die Landesgrenzen hinausgeschaut: Wer exportiert am meisten Wein? Italien, allerdings sehr knapp gefolgt von Spanien. Letzteres kein Wunder, ist der Weinkonsum der Spanier doch relativ gering (20,4 Liter pro Kopf). Italiens Weinkonsum ist dagegen genau doppelt so hoch (40,8 Liter). Da die Italiener aber auch wesentlich mehr produzieren (gut 49 Millionen Hektoliter gegenüber knapp 41 Millionen in Spanien), können sie trotzdem etwas mehr exportieren (20,8 Millionen Hektoliter) als die Spanier (20,2). Deutschlands Export ist übrigens um rund elf Prozent eingebrochen. Die Gründe könnten die Strafzölle der USA und Corona lauten. Zudem war die 2019er Ernte auch relativ klein. Richtig scharf sind übrigens die Norweger zurzeit auf deutschen Wein: Die exportierte Menge wurde um gut 40 Prozent gesteigert, der Wert immerhin um rund 26. Das Land mit den gerade einmal 5,4 Millionen Einwohnern ist damit zweitgrößter Importeur von Weinen aus deutschen Landen! (Hier geht’s zur Weinstatistik 2022/23)

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