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Wein ist den Deutschen weniger wert

Weinstatistik Flasche Durchschnittspreis
Was darf die Flasche Wein durchschnittlich kosten? 2,19 Euro, sagt der Verbraucher.

Die Wirtschaft läuft, der allgemeine Wohlstand wächst, es gibt hierzulande so viele Menschen in Lohn und Brot wie nie zuvor – die aber dennoch laut Weinstatistik weniger für eine Flasche Wein auszugeben bereit sind. Der Durchschnittspreis für Wein im Lebensmitteleinzelhandel – und das ist der wichtigste Vertriebsweg – sei im jüngsten vorliegenden Betrachtungsjahr 2016 um fünf Cent auf 2,92 Euro pro Liter gesunken, informiert das Deutsche Weininstitut in seiner aktuellen statistischen Jahresschrift. Das macht pro Flasche 2,19 Euro. Dass Wein grundsätzlich teurer sein sollte, wünscht sich wohl kaum jemand. Da aber allein schon wegen steigender Kosten gerade bei den handwerklich arbeitenden Winzern viele die Preise erhöht haben, lassen diese Zahlen wohl darauf schließen, dass noch mehr Massenweine bei Discounter und Supermarkt nachgefragt wurden. Das ist nicht verwerflich, aber erstaunlich angesichts der konjunkturell guten Lage und der materiellen Sicherheit sehr vieler Verbraucher.

Weinstatistik: Weißwein wieder beliebter
Weinstatistik Riesling Trauben
Wieder beliebter, nicht mal unbedingt trocken: Weißwein.

Wer deutsche Weine und diese direkt beim Weingut oder im Fach- und Onlinehandel kauft, war bereit, dafür 2016 (auch im Folgenden das Betrachtungsjahr) durchschnittlich 6,72 Euro für den Liter und damit 39 Cent mehr als im Vorjahr auszugeben. Allerdings machen diese Vertriebswege zusammengenommen nur knapp ein Viertel aus. Supermärkte werden für den Weineinkauf dagegen immer beliebter und haben beim Gesamtabsatz ein Prozent auf nun 18 zugelegt. Der Weinkonsum ohne Schaumwein hat zwar von 20,5 auf 20,6 Liter minimal zugenommen. Für alkoholische Getränke insgesamt haben die Deutschen aber 200 Millionen Euro weniger ausgegeben und zusätzlich ist der Anteil für Wein an den Gesamtausgaben von 13,4 Milliarden Euro leicht auf 35,3 Prozent gesunken. Nach vielen Jahren des Rotweinbooms steigt der Weißweinkonsum prozentual wieder und liegt ein Prozent im Plus bei 40,7. Nur auf deutsche Weine bezogen haben die weißen Rebsorten sogar die 50-Prozent-Marke zurückerobert.

Briten kaufen weniger, Schweizer mehr deutschen Wein
Weinstatistik England weniger deutscher Wein
Über den Ärmelkanal sind deutlich weniger deutsche Weine verschifft worden.

Eher konform mit den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen erscheinen dagegen einige Zahlen, die den Export deutscher Weine betreffen. So ist die Ausfuhr von Riesling, Spätburgunder und anderen Gewächsen aus deutschen Landen nach Großbritannien in der Menge um 33 und im Wert sogar um dramatische 40 Prozent eingebrochen – eine Folge des Mitte 2016 beschlossenen Brexits, der damit verbundenen Verunsicherung und eines abwertenden britischen Pfunds, der Waren aus der Eurozone für die britischen Verbraucher teurer macht? Geradezu spiegelbildlich dazu verhält es sich jedenfalls mit den Schweizern: Nachdem diese Anfang 2015 den Wechselkurs des Franken den Marktkräften überließen und dieser mächtig aufwertete, legten die Ausfuhren in das Alpenland um 42 in der Menge und um 26 Prozent im Wert zu: Wer mehr Devisen für den Franken bekommt, kauft sicherlich gerne Ware – und Wein – aus dem Euroraum ein. Insgesamt jedoch hat der Export deutscher Weine in die Welt jedoch laut der Weinstatistik um deutliche 3,7 Prozent an Wert abgenommen.

Spanischer Weinimport geht deutlich zurück
Weinstatistik Deutsche kaufen mehr Wein aus Neuseeland
Schön und beim Weinexport ganz schön im Aufwind: Neuseeland.

Doch auch der Import hat sich abgeschwächt: 2,9 Prozent im Minus liegt der Wert der aus dem Ausland stammenden  Rot- und Weißweine, bei der Menge sind es sogar 3,7 Prozent. Das heißt jedoch nicht, dass einige Herkunftsnationen nicht beträchtliche Zuwächse erzielen konnten. Neuseeland etwa hat – wenn auch nach wie vor von geringem Niveau aus – richtig Gas gegeben: Die Zuwächse hinsichtlich Wert und Menge (65000 Hektoliter) liegen bei fast 50 Prozent. Aber auch Portugal, das immerhin 185000 Hektoliter und damit fast dreimal so stark vertreten ist wie Neuseeland, konnte den Absatz um 16,4 Prozent im Wert und 21,2 Prozent in der Menge steigern. Die großen Mengen kommen jedoch von anderswo: Italien verkaufte rund fünf Millionen Hektoliter an die Deutschen, Spanien etwa dreieinhalb Millionen und Frankreich gut zwei Millionen. Jedoch haben alle drei an Boden verloren: In der Menge gingen die Exporte aus Frankreich um 4,6 Prozent und aus Spanien um satte 8,6 Prozent zurück. Nur Italien konnte mit marginalen minus 0,2 Prozent ans Vorjahr anknüpfen. (zu Italien siehe zum Beispiel auch 300 Jahre Chianti Classico)

Champagner spielt preislich in einer eigenen Liga
Weinstatistik Deutsche kaufen viel italienischen Wein
Ein Schiff wird kommen: Die Liebe der Deutschen zum italienischen Wein ist ungebrochen.

Bei den bezahlten Preisen fallen bei der Importware die Champagne und ihre prickelnden Erzeugnisse völlig aus dem Rahmen: Rund 2000 Euro wurden hier für den Hektoliter an Umsatz gemacht, während für importierte Weine insgesamt durchschnittlich gerade einmal 166 Euro pro Hektoliter bezahlt wurden, so die aktuelle Weinstatistik.

Nach Segmenten betrachtet wurde beim deutschen Wein die Geschmacksrichtung trocken am meisten bedient, wie die Zahlen der Qualitätsweinprüfung 2016 zeigen: Rund dreieinhalb Millionen Hektoliter wurden hier als trocken eingestuft, während die halbtrockenen Weine gut eineinhalb Millionen ausmachten. In der Menge noch vor halbtrocken rangierten jedoch die lieblichen und süßen Weine mit respektablen 2,4 Millionen Hektolitern. Damit überflügeln in der Summe die Weine mit deutlicherem Restzuckergehalt die trockenen deutlich.

Weinstatistik Champagne Höchstpreise Champagner
Von der Champagne lernen heißt siegen lernen: Der gleichnamige Schaumwein erzielt sagenhafte Preise.

Ein Kommentar

  1. Ich hoffe nicht, dass spanische Weine irgendwann ganz aus den Regalen verschwinden, ich trinke den Rotwein nämlich sehr gerne und er darf auch mehr als 2,19 kosten 😉

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