Manche Menschen freuen sich, wenn sie ihre liebste Freizeitbeschäftigung auf einer Flasche Wein wiederfinden. Sechs Beispiele, wie Wein und Hobby optisch zusammenfinden.
Schachmatt
Wein und Hobby? Schachspieler mögen vielleicht diese Flasche auf den Tisch stellen. Zumal im Winter, denn der Wein ist zu 90 Prozent aus der charaktervollen Nebbiolo-Traube gekeltert und etwas für die kalte Jahreszeit. Die übrigen zehn Prozent sind aus Vespolina, einer im nördlichen Piemont recht verbreiteten roten Traube.
Wein und Hobby kommen hier mit der Abbildung der Hauptfigur des Königsspiels zusammen sowie mit dem Namen Il Matto. Matto heißt Matt, Il Matto allerdings auch der Verrückte. Allenfalls lautlich ähnlich klingt ein weiterer Aufdruck: I Dof Mati, der Name des Weinguts. Ein Dialektausdruck für Le Due Ragazze, die zwei jungen Frauen, sie führen das Weingut.
Der 2018er Il Matto aus dem Anbaugebiet Ghemme zeigt sich in mittlerem Rubinrot und mit zart granatroten Anklängen. Er duftet überwiegend fruchtig und präsentiert sich am Gaumen sehr geradlinig mit viel Tannin und mittlerer Säure. Noten von Kirschholz, viel Extrakt, straffer Wein.
Radeln ohne Rad
Radeln ist bei vielen Menschen beliebt, die besonders akrobatische Ausführung des BMX allerdings deutlich seltener. Dieser nicht zur Nachahmung empfohlene Sprung vom Etikett, bei dem der Fahrer das Rad einen Moment nicht berührt, heißt Nothing. Eine Reminiszenz an vergangene Zeiten: Der Winzer Jochen Beurer war in seinem früheren Leben Europameister im BMX-Fahren.
Nothing ist auch für den Wein Programm: Denn sonst nichts befindet sich in dieser Flasche, kein zugesetzter Schwefel etwa. Ziemlich experimentell lief die Herstellung ab, wurden doch eine stattliche Menge ganzer Beeren in den entstehenden Riesling gegeben. Das soll auf natürliche Weise gegen Oxidation schützen, glaubt Beurer, und es hat geklappt.
Der 2016 Nothing liegt hellgolden und mit goldenen Reflexen im Glas und duftet nach Heu, Kamille, Apfelschale sowie alten Holzmöbeln. Geschwenkt auch sehr weinig, würzig und nach Grapefruitzeste. Nimmt man einen Schluck, ist da wilde Birne, herbe Zitrik, vegetabile Noten. Leichter Schmelz und phenolische Prägung, Substanz ohne Schwere. Das ist alles anders als nichts.
Roooooaaaaar!
Wer in die Pedale treten weniger ansprechend, aber aufheulende Motoren attraktiv findet, wird sich sicher am Anblick dieser Flasche ergötzen. Die Kegelform mit der oberflächlichen Wabenstruktur, das kräftige Gelb, der wilde Stier und der Schriftzug Lamborghini lassen sicher das ein oder andere Herz höhertouriger schlagen.
Und der Inhalt? Hellgelb und mit grünlichen Reflexen steht der Lamborghini V12 Brut im Glas, dem Noten von Eisbonbon, Mandarinenschale, Ananas und süßlichem Hefegebäck entsteigen. Am Gaumen frisch, nicht zu knochentrocken, angenehme Perlage. Gelbe und reife rote Beeren, Ananas, Grapefruit, weißer Pfirsich und leicht mentholige Noten. Ein Blickfang ist die Flasche allemal. Und natürlich kein Schnäppchen.
U-Musik
Für Menschen, die weniger mit E- und viel mit U-Musik anfangen können: Dieses Etikett versteht man irgendwie sofort. Auch wenn es auch ein paar weniger ostentative Anspielungen enthält, mutmaßlich die auf die Lage Erdener Treppchen etwa.
Wild wie ein Gitarrenriff ist auch der Wein, ein ungeschminkter, überzeugender Pet Nat, also ein auf der Flasche fertig vergorener Schaumwein. Sehr trüb fließt der Stairs n‘ Roses „Over the Rainbow“ ins Glas und duftet tatsächlich ein wenig nach Blüten. Am Gaumen sehr herb, an Aromahopfen erinnernd, wild und vital. Wein und Hobby? Rock on!
Mare mio
Wer seine freie Zeit am liebsten am Meer und womöglich an der Adria verbringt, wird vielleicht beim Anblick dieses Etiketts Herzklopfen bekommen. Tintenfisch, Krebs, Fische, Muscheln – und das alles in einem Blau wie mit der Tinte des Tintenfischs selbst hingemalt: ein Sommernachtstraum.
Der Adria besteht aus den weißen Rebsorten Tamjanika, Vugava und Malvazija und ist vom serbischen Weingut Karić gekeltert worden. Im Glas zeigt sich der Jahrgang 2021 strohgelb und mit graugelben Reflexen und duftet zart nach Aprikosenhaut, Orangenblüte sowie Kräutern. Nimmt man einen Schluck, gesellt sich Grapefruit und grüner Apfel hinzu. Frischer, mineralischer Wein. Schlank und trinkfreudig. Schmeckt am Meer sicher am besten!
Lapidar: Wein und Hobby
Für Menschen, die kein Herz aus Stein, aber ein Herz für Steine haben, wird dieser Wein sicher eine Zierde auf der Tafel sein. Der Name Guerila, den Zmagoslav Petrič für sein Weingut gewählt hat, wirkt zwar etwas martialisch. Aber der Betrieb ist biodynamisch naturverbunden und der Name soll wohl vor allem auffallen und international verständlich sein.
Interessant ist neben dem charaktervollen Stein auf dem Etikett auch der Wein, der aus dem Jahrgang 2022 intensiv kräutrig duftet, am Gaumen zeigt sich auch Apfelschale und Schmelz. Die weiße autochthone Rebsorte Pinela ist übrigens selten wie manche Steine: Auch in ihrer slowenischen Heimat, im Vipava-Tal, in dem das Weingut steht, findet man sie nur noch auf wenigen Hektar. Wer hier Wein und Hobby verbunden sieht, dem sei gesagt: Auf anderen Etiketten des Weinguts finden sich noch mehr Steine.
