Wie viel Wein trinken die Deutschen?

Etwa jede zehnte Flasche wird direkt beim Winzer gekauft, Grauburgunder aufgestockt und jeder hat eine Flasche Wein weniger getrunken.

Wie viel Wein trinken die Deutschen? 19,9 Liter und damit eine Flasche weniger als im Vorjahr. Dieser Unterschied mag auf 365 Tage gerechnet unbedeutend erscheinen. Wenn man bedenkt, dass es um den Pro-Kopf-Durchschnitt geht, dann kommt allerdings eine erkleckliche Menge zusammen, die im aktuellen Betrachtungsjahr (2022) weniger verkauft wurde. Warum der Stillweinkonsum zurückging, darüber gibt die Deutsche Wein Statistik 2023/24, die das Deutsche Weininstitut jetzt herausgegeben hat, natürlich keine Auskunft. Vielleicht handelte es sich einfach um den Rückgang der während Corona angewachsenen Mengen. Vergessen werden darf auch nicht, dass Flaschen, die vielleicht wieder im Auslandsurlaub getrunken wurden, nicht in die Statistik eingehen.

Denn in den Vor-Coronajahren war der durchschnittliche Weinkonsum seit 2016 schrittweise gesunken, bevor er dann 2020 wieder anstieg. Insofern überrascht der Abfall im Jahr 2022 wenig. Erstaunlich stabil steht Schaumwein da: Auch hier geht es zwar seit 2016 tendenziell nach unten. Jedoch nur minimal: Vor dem Komma steht nach wie vor eine Drei. 3,2 Liter waren es im aktuellen Betrachtungsjahr, das sind vier Flaschen und zwei Sektgläser. Und genauso viel wie im Jahr davor.

Wie viel Wein trinken die Deutschen an Rot, Weiß, Rosé?

Wie viel Wein trinken die Deutschen von welcher Weinart? Rotwein hat leicht zugelegt und steht an erster Stelle (46,9 Prozent), Weißwein hat über ein Prozent nachgegeben (auf 40,5 Prozent), Rosé hat um einen ganzen Prozentpunkt zugelegt (12,6 Prozent). Wenn man nicht den ganzen Weinmarkt, sondern nur die deutschen Gewächse betrachtet, bietet sich ein anderes Bild. Hier setzt sich der Siegeszug des Weißweins mit rund zwei Prozent (auf 58,6 Prozent) fort, während Rotwein annähernd zwei Prozent verliert (auf 30,3 Prozent). Deutscher Rosé ist nur leicht verändert (bei 11,1 Prozent).

Grauburgunder boomt

Wie viel Wein trinken die Deutschen von welchen Rebsorten? Schaut man sich zumindest die hierzulande bestockten Flächen an, bekommt man einen Eindruck über Trends. Während die deutsche Paraderebsorte, der Riesling, gegenüber dem Vorjahr nur zart um knapp hundert Hektar zulegte, wuchs der Grauburgunder nominal etwa viermal so stark. Sieht man sich die absoluten Hektarzahlen seit 1995 an, wird der Siegeszug dieser Rebsorte besonders greifbar: Um 5559 Hektar stieg die damit bestockte Fläche auf aktuell 8094. Natürlich, leider, erklärt die Statistik diese Erfolgsstory nicht.

Was den Deutschen eine Flasche heimischen Weins wert war? Durchschnittlich 3,14 Euro. Das waren mehr als die 2,73 Euro, die im Mittel für Weine aus anderen Ländern ausgegeben wurden. Dabei sank der Marktanteil der deutschen Weine um einen Prozentpunkt auf 44 Prozent. Mehr als jede zweite getrunkene Flasche hatte also die Landesgrenze überquert.

Wie viel Wein trinken die Deutschen trocken?

Zurück zu den heimischen Weinen: Wo wird hierzulande eigentlich besonders viel trockener, wo besonders viel restsüßer Wein gekeltert? Das weiß man zumindest für Qualitäts- und Prädikatsweine, also für fast alles. Denn die machen – laut Statistik – stolze 96,2 Prozent aus. Die Qualitätsstufen Landwein und Deutscher Wein spielen selbst zusammengenommen eine marginale Rolle.

An der Ahr wird Wein überwiegend trocken ausgebaut: 21000 Hektoliter trocken stehen hier 11000 Hektolitern halbtrockenen, lieblichen und süßen Weinen gegenüber. Noch trockener wird es an Saale-Unstrut. Stattliche 30000 Hektoliter trockene Gewächse stehen dort überschaubaren 4000 Hektolitern halbtrockenen bis süßen Weinen entgegen.

Hier schätzt man restsüße Weine

Am Mittelrhein dagegen schätzt man restsüße Spezialitäten. 13000 Hektoliter davon wurden geprüft, gegenüber 10000 Hektolitern trockenem Wein. Noch süßer wird es an der Mosel. Wurden dort 190000 Hektoliter trockener Wein zur Qualitätsweinprüfung angestellt, waren es bei restsüßem Wein 503000 Hektoliter. Jenseits der Statistik kann man sagen, dass an Mittelrhein und Mosel häufig auch die nötige Säure vorhanden ist, so dass der Gesamteindruck balanciert ausfällt. Oder anders formuliert: Vielen Weinen aus diesen Anbaugebieten steht das nötige Quantum Restsüße ausgesprochen gut.

Und wo kaufen die Deutschen ihren Wein? Die Marktmacht der Discounter wird wieder größer. Satte 38 Prozent der verkauften Weinmengen liefen über diesen Vertriebsweg. Direkt beim Winzer wurden dagegen lediglich neun Prozent gekauft. Da war man im Coronajahr 2020 schon mal bei zwölf!