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Ich seh rot: Von einigen bekannten weißen Trauben gibt es auch eine rote Variante. Trotzdem wird Weißwein daraus. Wie die Außenseiter schmecken.

Roter Weißwein Riesling
Die Freiheit nehm‘ ich mir: Riesling aus roten Trauben.

Wenig bekannt, gibt es von einigen weißen Traubensorten auch eine rote Spielart. Rot heißt hier, dass die Schalen rötliche Pigmente enthalten. Beim direkten Abpressen bleibt farblich davon nichts übrig. Doch was taugt roter Weißwein sensorisch? Ich habe mal ein paar probiert.

Riesling

Beginnen wir mit dem Star der weißen Trauben hierzulande, dem Riesling. Ist auch der rote Riesling König? Hier, wie bei den anderen Weinen auch, kann es natürlich nur um einen Eindruck gehen. Die rote Riesling-Variante wird nur noch wenig angebaut, in der Riesling-Hochburg Rheingau gerade mal auf 14 Hektar. Ob es schon mal mehr war? Ja, es wird sogar vermutet, dass die heutige grün- bis gelbhäutige Sorte als Mutation aus der rötlichen entstanden ist.
Das Weingut Meine Freiheit aus Oestrich-Winkel hat einen Roten Riesling im Programm. Der 2019er ist zitronengelb und von mittlerer Intensität. Er duftet nach Wiesenkräutern, Honigmelone, Aprikose, Grapefruitzeste, hat eine rheingautypische prägnante Säure und einen ziemlich schlanken Körper. Der Wein schmeckt ziemlich klar strukturiert nach rotem Apfel, Zitrone, Pfirsich. Ist also irgendetwas anders? Nicht viel, am Gaumen kommt er etwas saftiger und schmelziger rüber und die leicht vegetabilen Noten erinnern ein wenig an Silvaner. Roter Weißwein? Bei diesem sage ich gerne ja!

Müller-Thurgau
Rheingau Rüdesheim Rottland
War mal der ganze Rheingau mit rotem Riesling bestockt?

Müller-Thurgau kommt im Anbau in Deutschland immer noch auf Platz zwei, und zwar mit deutlichem Abstand zum Grauburgunder. Und das, obwohl die Traube seit 1995 50 Prozent an Anbaufläche verloren hat! Der 2019er Rote Müller-Thurgau, den ich probiert habe, kommt auch aus dem Rheingau, vom Weingut Kurt Bug aus Hallgarten. Die Spätlese-Qualität leuchtet im Glas hellgelb mit zitronengelben Reflexen und duftet etwas verhalten nach Kräuterstängeln, Gras, Grapefruit und -zeste. Die Säure ist hier, Müller-typisch, nur moderat, der Körper sehr zurückhaltend. Der Rheingauer schmeckt nach Limette, grünem Apfel und junger Ananas. Das ist ein jung zu trinkender roter Weißwein für den unkomplizierten Genuss. Und der Unterschied zu „normalem“ M-TH? Dieser kommt eine Spur fruchtiger rüber.

Gutedel
Roter Gutedel
Roter Gutedel in der Landwein-Variante.

Auch bei der Paraderebsorte des wunderschönen Markgräflerlandes, dem Gutedel, gibt es eine rote Variante. Laut Weingut Willi Berner verliert dieser jedoch nach der Gärung seine Farbe. Der 2019er Badische Landwein ist hellgelb mit grünlichen Reflexen und riecht nach Honigmelone, Dosenpfirsich und Kräutern. Die Säure ist – gerade für einen Gutedel – durchaus spürbar, der Körper eher schlank. Am Gaumen wiederholen sich die Aromen, wobei etwas pinke Grapefruit hinzutritt. Der Nachhall ist ziemlich kurz. Dieser Gutedel – wohlbemerkt ein Landwein  – ist ein einfacher Trinkwein, der eine leicht ölige Substanz zeigt. Der leichte Eindruck von Dosenobst, insbesondere Pfirsich, ist nicht wegzukriegen – nicht ganz das Wahre.

Silvaner

Auch der Silvaner kennt mehr als eine Farbe, sogar mehr als zwei. Das fränkische Weingut Zehnthof Luckert hat eine ganze Farbpalette dieser Rebsorte im Weinberg stehen. Neben dem Grünen gibt es nämlich nicht nur Roten, sondern auch Blauen und Gelben Silvaner. Laut Philipp Luckert ist das Weingut das einzige in Deutschland mit der roten Variante. Der 2017er Sulzfelder Roter Silvaner zeigt in der Nase etwas Karamell, geschwenkt treten vegetabile Noten hinzu. Am Gaumen zeigt er sich sehr geschmeidig mit Aromen exotischer Früchte (Litschi, Sternfrucht) und etwas Aprikose, im Nachhall gefallen eine zarte Würze und feine Säure. Ein schöner Wein.

Veltliner
Roter Weißwein Veltliner
Spielt munter am Gaumen auf: Der „Symphoniker“ vom Weingut Setzer.

Der Rote hat mit dem Grünen Veltliner genetisch nichts zu tun. Da aber auch er wenig bekannt ist, gehört er hier allemal dazu. Das niederösterreichische Weingut Setzer hat gleich zwei davon im Programm. Besonders gefällt mir der 2020er Symphoniker. Der Wein ist wasserhell mit grünlichen Reflexen. In der Nase sind da, ziemlich verhalten, Wiesenkräuter wie Schafgarbe sowie Grapefruitzeste. Am Gaumen zeigt der Wein eine lebendige Säure, einen schlanken Körper und eine frische Geschmacksausprägung mit Aromen von Zitrone, Mirabelle, roter Johannisbeere und grünem Apfel. Das ist ein sehr schöner, frischer Wein mit einem Hauch Schmelz, der neben frisch-fruchtigen Aromen auch vegetabile Töne anschlägt. Ein leichter, animierender roter Weißwein, appetitanregend, mit gutem Trinkfluss.

Roter Weißwein: probierenswert
Weinland Franken Sulzfeld Zehnthof Luckert
Nicht nur im fränkischen Weinort Sulzfeld einmalig: Roter Silvaner.

Fazit: Das Wort Rot vor bekannten weißen Sorten sollte einen nicht verstören, sondern neugierig machen. Varianten wie Roter Riesling oder Müller-Thurgau versprechen nichts total anderes, sondern zarte Variation. Auf jeden Fall ist roter Weißwein es wert, probiert zu werden!

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